"Sprengmeister" der Gruppe Freital hortete Pyrotechnik
Im Terrorprozess gegen die "Gruppe Freital" sind am Mittwoch weitere Einzelheiten zur Führungsspitze und zur Vernetzung bekannt geworden. Weitere Polizisten werden als Zeugen befragt.
Der mutmaßliche zweite Rädelsführer Patrick F. soll "Sprengmeister" der Gruppe gewesen sein und Materialien zum Rohrbomben-Bau gelagert haben. Demnach wurden Zündschnüre, Rohre und Schwarzpulver entdeckt. Auch eine Übungshandgranate fanden die Ermittler. Darüberhinaus sind über 130 illegale Böller (127 Stück "La Bomba", 4 "Viper 12" sowie zwei Kugelbomben) in seiner Wohnung an der Karlsruher Straße in Gittersee gefunden worden. F. hatte eingeräumt, Sprengversuche unternommen zu haben. Vor Gericht schweigt er bisher zu den Vorwürfen.
Keine Pizza für Flüchtlinge
Ein Polizist schilderte, wie sich F. am Tag der Wohnungsdurchsuchung und späteren Verhaftung verhielt. Dabei machte der Beschuldigte, der auch einen Job als Pizza-Fahrer hatte, keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen Flüchtlinge. F. habe ihm gesagt, dass er schon dem Chef des Pizza-Services klar gemacht habe, keine Pizzas an Flüchtlinge zu liefern, weil diese nicht nach Deutschland gehörten, gab der Beamte zu Protokoll.
Der Angeklagte habe den an der Durchsuchung beteiligten Polizisten die Aufbewahrungsorte der Pyrotechnik selbst gezeigt. Auch mit Blick auf die Sprengversuche habe er in der "Wir- Form" gesprochen, aber keine Angaben zu Komplizen machen wollen - weil er niemanden "anschmieren" wolle und aus Angst vor Repressalien.
Im Keller der Wohnung in Gittersee wurden auf einer Werkbank auch drei Rohre
gefunden. Ein Anklagepunkt bezieht sich auf die "Vorbereitung eines
Explosionsverbrechens mit Rohrbomben".
Verbindung zu Kameradschaft und Faust des Ostens
Bekannt wurde nun auch, dass es bei der Kommunikation auch Überschneidungen mit der rechtsextremen Freien Kameradschaft Dresden gab. Zudem soll F. nach unseren Informationen auch Mitglied der Hooligan-Gruppe "Faust des Ostens" gewesen sein. Diese wurde vom Bundesamt für Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft. Allerdings stehen die Gerichtsverfahren gegen Mitglieder der FdO seit Jahren aus.
Unklarheit bei Auswertung von USB-Stick
Eine Ungereimtheit ergab sich am Mittwoch bei der Befragung des zweiten Zeugen. Der 35-Jährige hatte einen USB-Stick von Patrick F. ausgewertet. Dabei war ihm eine Datei nicht aufgefallen, die ein anderer Beamter eine Woche später auf dem gleichen Stick entdeckt haben soll - ein Text zum Bau von Rohrbomben. Der 35 Jahre alte Polizeibeamte hatte auf dem Stick lediglich Bilder und Links gefunden und war auf diese Weise auf eine Bauanleitung gestoßen. Von einer zweiten Überprüfung des Datenträgers hatte er nach eigenem Bekunden nichts gewusst. Details konnten am Mittwoch nicht geklärt werden.
Die Bundesanwaltschaft wirft den acht Angeklagten die Bildung einer terroristischen Vereinigung sowie versuchten Mord vor. Sie sollen 2015 Sprengstoffanschläge in Freital und Dresden verübt und für ein Klima der Angst und Repression gesorgt haben. (as mit dpa)