Tödliches Geiseldrama in Dresden: Was war das Motiv?

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Riesenaufregung im vorweihnachtlichen Dresden: Während unzählige Menschen zum Einkaufen unterwegs sind oder sich auf einen Bummel über den Striezelmarkt freuen, nimmt ein bewaffneter Mann im benachbarten Einkaufszentrum Altmarkt-Galerie Geiseln. Gegen Mittag gelingt es der Polizei, Kontakt zu dem Mann aufzunehmen, wenig später überwältigen Einsatzkräfte den Mann - er wird dabei tödlich verletzt. Die Geiseln bleiben äußerlich unversehrt.

Ermittler haben begonnen, die Abläufe des Tattages zu rekonstruieren und gehen dabei auch Hinweisen nach, dass der 40-Jährige weitere Menschen in der Dresdner Innenstadt bedroht haben soll. Die genauen Tatabläufe und die zeitliche Einordnung sind Gegenstand der weiteren Untersuchungen. In diesem Zusammenhang wird auch der Schusswaffeneinsatz der Polizei bei der Befreiung der Geiseln, der zur Tötung des Beschuldigten führte, untersucht.

Die Ermittlungen zur Herkunft der Pistole, die der Beschuldigte mit sich führte, sind noch nicht abgeschlossen. Die Waffe befand sich nach derzeitigem Ermittlungsstand nicht legal im Besitz des Beschuldigten. Die gerichtsmedizinische Untersuchung an der verstorbenen Mutter des Beschuldigten hat ergeben, dass diese infolge eines Kopfschusses verstarb.

Der verstorbene Beschuldigte war geringfügig und nicht einschlägig vorbestraft. Zuletzt wurde er im Jahr 2016 wegen vorsätzlicher Körperverletzung zu einer Geldstrafe verurteilt. Seitdem hatte er sich straffrei geführt und stand weder unter Bewährung noch unter Führungsaufsicht.

Inzwischen werden immer mehr Details zu dem Täter bekannt. Der 40-Jährige soll Medienberichten zufolge unter Wahnvorstellungen gelitten haben. Im Radio wollte er verkünden, dass die Welt angeblich von Satanisten regiert wird. Das Kind, dass der Psychopath am Samstag bei sich hatte, war nach unseren Informationen sein Halbbruder.

Die Opferbeauftragte der Sächsischen Staatsregierung berät in diesem Zusammenhang und vermittelt Hilfsangebote an Betroffene. Bitte kontaktieren Sie im Bedarfsfall Telefon: 0351/ 564 55099 oder  E-Mail: opferbeauftragte@sms.sachsen.de

Bewaffneter Täter wollte bei Radio Dresden eindringen

Am Samstagmorgen hatte der 40-Jährige nach Erkenntnissen der Polizei zunächst in einem Mehrfamilienhaus im Dresdner Stadtteil Prohlis seine 62-jährige Mutter getötet. Gegen 7.20 Uhr fand die Polizei die leblose Frau. Ein hinzugerufener Notarzt habe nur noch deren Tod feststellen können.

Im Anschluss daran war der Mann zum Ammonhof, einem Bürogebäude gegangen, in dem auch Radio Dresden seinen Sitz hat. Der Mann versuchte, eine Tür zu zerstören und in die Räume des Senders einzudringen. Nachdem es ihm nicht gelang, gab er mehrere Schüsse ab. Er wollte mit seiner Tat offenbar gezielt in die Medien gelangen.

Alle Mitarbeiter blieben unverletzt. Der Täter floh aus dem Gebäude. "Die Mitarbeiter waren glücklicherweise so geistesgegenwärtig und sind dann durch einen zweiten Ausgang geflohen", sagte Geschäftsführer Tino Utassy.

Bei dem Angriff auf Radio Dresden hatte der Mann das Kind einer Bekannten dabei. Gemeinsam mit dem neunjährigen Jungen floh der Mann in Richtung Altstadt.

Geiselnahme in der Altmarkt-Galerie

Dritter Tatort war dann die Dresdner Altmarkt-Galerie. Dort nahm der Mann nach Angaben der Polizei eine 38-jährige Mitarbeiterin und das Kind als Geiseln und verschanzte sich in einem Büro. Von dem Einkaufszentrum aus rief der 40-Jährige den Notruf der Polizeidirektion Dresden an. Polizeibeamte konnten ständig mit ihm in Kontakt bleiben. Die Polizeidirektion forderte Spezialkräfte des Landeskriminalamtes Sachsen an und sperrte den Innenstadtbereich weiträumig ab.

Im weiteren Verlauf nahmen die Einsatzkräfte Schussgeräusche aus dem Büro war und es erfolgte ein vorbereiteter Notzugriff. Dabei mussten die Beamten eine Tür gewaltsam öffnen. Der Täter war zu diesem Zeitpunkt bewaffnet und befand sich mit den beiden Geiseln im Raum. Daraufhin kam es zum Schusswaffeneinsatz des Spezialeinsatzkommandos in dessen Folge der 40‑Jährige tödlich verletzt wurde. Er hatte eine scharfe Pistole dabei.

Zum Motiv des mutmaßlichen Täters erklärte ein Polizeisprecher, dass der Mann in seinem psychischen Verhalten sehr auffällig gewesen sei. "Wir gehen am ehesten von einer psychischen Erkrankung aus." Der Polizei sei ansonsten nichts offenkundig bekannt. Aufgrund des Polizeieinsatzes kam es auch zu Verkehrseinschränkungen. Auch der Öffentliche Personennahverkehr der Dresdner Verkehrsbetriebe war betroffen.

Die Aufarbeitung des Einsatzes und die Ermittlungen werden laut Polizei noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Insgesamt waren rund 300 Polizeibeamte im Einsatz.

Oberbürgermeister Hilbert dankt Einsatzkräften nach Geiselnahme

Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert hat sich betroffen über die Geiselnahme in der Landeshauptstadt gezeigt und den Einsatzkräften gedankt. "Diese Tat zeigt, wie zerbrechlich die vorweihnachtliche Besinnlichkeit und Unbeschwertheit sein kann", sagte der FDP-Politiker. Seine Gedanken seien bei allen, die im Einkaufszentrum Altmarkt-Galerie und im Bürogebäude Ammonhof in Gefahr gewesen seien. "Ich danke allen Einsatzkräften für ihr professionelles Handeln", so Hilbert.

Menschen in Dresden sind geschockt

Bei den Menschen in der Dresdner Innenstadt war die Fassungslosigkeit zu spüren. Kerstin Berthold und ihr Mann aus der Nähe von Bayreuth hatten ihr Auto in der Tiefgarage der Altmarkt-Galerie geparkt und wurden am Samstagvormittag Augenzeugen des Polizeieinsatzes.

"Wir kamen mit dem Fahrstuhl nach oben und sahen Polizisten mit der Waffe in der Hand", erzählt die Frau. Einer habe gerufen, dass alle so schnell wie möglich das Gebäude verlassen sollen. Dann sei alles ganz schnell gegangen.

So wie die Bertholds wurden viele Menschen überrascht, die den Samstag bei einem Einkaufsbummel in der Dresdner Innenstadt verbringen wollten. "Man bekommt eine Ahnung davon, wie schnell das Leben vorbei sein kann", sagt eine junge Frau, als sie den Hintergrund der Absperrungen und der Polizeipräsenz erfährt. (mit dpa)

Audio:

Polizeisprecher Thomas Geithner unmittelbar nach dem Zugriff

14:45 Uhr Polizei: Geiselnehmer ist tot

Bei dem Einsatz ist der Tatverdächtige verstorben. Im Rahmen des Zugriffs und der Befreiung der Geiseln erlitt der 40-Jährige tödliche Verletzungen.

Die konkreten Umstände sind Gegenstände der weiteren Ermittlungen. #dd1012

— Polizei Sachsen (@PolizeiSachsen) December 10, 2022

14:20 Uhr Innenminister dankt Einsatzkräften

Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) hat sich nach der Geiselnahme in Dresden bei den Einsatzkräften bedankt. «Den Einsatzkräften danke ich für ihr schnelles und besonnenes Handeln, wodurch womöglich Schlimmeres verhindert werden konnte», sagte er laut einer Mitteilung am Samstag. Er sei entsetzt über die Tat eines vermutlich psychisch verwirrten Einzeltäters und erleichtert darüber, dass die Polizei die beiden in der Gewalt des Täters befindlichen Personen angesichts der schwierigen Lage unverletzt befreien konnte.

Innenminister @armin_schuster dankt den Einsatzkräften der @PolizeiSachsen bei der heutigen Geiselnahme in #Dresden.

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— Innenministerium Sachsen (@SMIsachsen) December 10, 2022

13:57 Uhr Ministerpräsident spricht Opfern sein Mitgefühl aus

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hat nach der Geiselnahme und dem Tötungsdelikt von Dresden den Opfern sein Mitgefühl ausgesprochen. «Ich bin erleichtert, dass diese bedrohliche Situation beendet werden konnte. Ich danke allen beteiligten Einsatzkräften der sächsischen Polizei für ihr entschlossenes und umsichtiges Handeln», schrieb Kretschmer am Samstag bei Twitter. Und er ergänzte: «Wir trauern um ein Menschenleben.» In seinen Gedanken sei er bei den Opfern dieses Tages und hoffe, «dass sie diese schrecklichen Erlebnisse, auch gemeinsam mit ihren Mitmenschen, besprechen und verarbeiten können.»

13:45 Uhr Geschäftsführer Tino Utassy : Unendlich froh, dass niemand verletzt wurde

AKTUELL: Offizielles Statement Radio #Dresden „Ich bin unendlich froh, dass niemand aus meinem Team verletzt wurde. Es hat sich gezeigt, dass unsere Investitionen in die Sicherheit des Senders richtig waren" so Senderchef Tino Utassy.

— Radio Dresden (@RadioDresden) December 10, 2022

13:35 Uhr Sperrung der Innenstadt wird aufgehoben, Altmarktgalerie bleibt zu

Es liegt nach Angaben der Polizei keine Gefahrensituation mehr vor. Die Sperrung der Innenstadt wird aufgehoben. Die Altmarktgalerie bleibt weiterhin geschlossen. Die zwei Menschen befinden sich augenscheinlich äußerlich unverletzt in polizeilicher Obhut und medizinischer Betreuung.

12:45 Uhr Täter festgenommen. Geiseln unverletzt befreit

In diesen Minuten erreicht uns die Nachricht, dass die Geiselnahme in Dresden beendet ist. Der Täter wurde laut Polizei festgenommen. Zwei Menschen konnten unverletzt befreit werden.

12:40 Uhr Polizei: Wir haben Lage unter Kontrolle

Polizeisprecher Thomas Geithner hat am Mittag ein offizielles Pressestatement zum Einsatz in Dresden gegeben. Demnach steht der Tod einer 62 Jahre alten Frau in Prohlis in direktem Zusammenhang mit dem Einsatz in der Altmarktgalerie. Bei dem bewaffneten Mann handelt es sich um den 40 Jahre alten Sohn der Frau. Er ist dringend tatverdächtig.

Laut Geithner verhält sich der Mann psychisch auffällig. Deshalb wurde entsprechende Experten hinzugezogen. Der Mann soll zum freiwilligen Aufgeben bewegt werden und die Lage zu beenden. Insoweit habe man die Lage unter Kontrolle, so Geithner weiter. Es gebe keine akute Gefährdungssituation für Besucher von Dresden.

12:25 Uhr Polizei nimmt Kontakt mit mutmaßlichem Geiselnehmer auf

Im Zusammenhang mit dem Einsatz in der Dresdner Altmarktgalerie steht die Polizei aktuell im telefonischen Kontakt mit dem Tatverdächtigen. Der Mann befindet sich derzeit in einem Raum in der Altmarktgalerie. Die Verhandlungsgruppe und das Spezialeinsatzkommando des Landeskriminalamtes Sachsen unterstützen die Polizeidirektion Dresden.
 

12:15 Uhr Geiselnahme steht offenbar in Zusammenhang mit Tötungsdelikt in Prohlis

Einsatzkräfte haben in einem Mehrfamilienhaus in Dresden-Prohlis eine leblose  62 Jahre alte Frau festgestellt. Ein hinzugerufener Notarzt konnte nur noch deren Tod feststellen. Tatverdächtig ist nach Polizeiangaben der 40-jährige deutsche Sohn der Frau.
Derzeit führt die Polizeidirektion Dresden einen Einsatz zu einer mutmaßlichen Geiselnahme in der Dresdner Altmarktgalerie, der offensichtlich im Zusammenhang mit dem Tötungsdelikt steht.

 

12:06 Uhr Offenbar Familiendrama Prohlis

Bei dem Toten in Prohlis soll es sich um eine 62-jährige Frau handeln. Medien berichten von einem mutmaßlichen Familiendrama.

11:45 Uhr Einschränkungen bei den Dresdner Verkehrsbetrieben

Im Nahverkehr der DVB gibt es wegen des Polizeieinsatzes in der Innenstadt Einschränkungen. Außerdem bleiben Servicepunkte und das Kundenzentrum geschlossen.

11:40 Uhr Polizei bestätigt Toten in Prohlis

In Dresden- Prohlis gibt es den Verdacht eines Tötungsdelikts. Ob es einen Zusammenhang mit den Vorfällen im Ammonhof und in der Altmarktgalerie gibt, ist unklar.

11:10 Uhr Offenbar Geiselnahme! Altmarktgalerie evakuiert; Striezelmarkt geschlossen

Wie die Dresdner Polizei mitgeteilt hat, besteht der Verdacht einer Geiselnahme. In diesem Zusammenhang werden die Altmarktgalerie und angrenzende Bereiche evakuiert. Der Zugang ist derzeit nicht möglich. Auch der Striezelmarkt bleibt geschlossen. Die Polizei bittet darum den Innenstadtbereich zu meiden.

11:09 Uhr Täter hat sich in Drogeriemarkt verschanzt

Der bewaffnete Mann hat sich nach unseren Informationen in der Altmarktgalerie in einem Drogeriemarkt verschanzt

11:05 Uhr Täter offenbar doch nicht festgenommen

Die Lage ist unübersichtlich. Nach aktuellen Informationen wurde der bewaffnete Mann doch nicht festgenommen

10:55 Uhr Täter offenbar festgenommen

Der Täter wurde offenbar festgenommen. Weitere Einzelheiten sind aktuell noch nicht bekannt.

10:30 Uhr Berichte über Toten

Die Bild berichtet, dass es einen Toten geben soll. Bestätigt ist das bislang nicht.

09:00 Uhr Täter flüchtet Richtung Innenstadt

Die Polizei ist mit einem Großaufgebot in der Dresdner Innenstadt unterwegs. Die Altmarktgalerie wurde geräumt.

08:30 Uhr Bewaffneter Überfall im Ammonhof

Im Ammonhof hat es am Samstagmorgen einen bewaffneten Überfall gegeben. Gegen 08.30 Uhr hat ist ein bewaffneter Mann in das Bürogebäude in der Nähe des Dresdner Hauptbahnhofs eingedrungen. Es sind Schüsse gefallen.