- Der steinerne Götterbote aus einem der Grabhäuser des früheren Klosterfriedhofs kündet am Fuße der Englischen Treppe bis Mitte September im Dresdner Residenzschloss vom Reichtum in der sächsischen Provinz.
Zittauer Götterbote zu Gast in der Landeshauptstadt
Die Zittauer Hermesfigur wird wieder der Öffentlichkeit präsentiert. Nach zweijähriger Restaurierung in Zwickau, kehrt die Sandsteinplastik aus dem 18. Jahrhundert nun in die Heimat zurück. In den letzten zwei Jahren wurde sie durch private Spenden aufwändig restauriert. Am Mittwoch macht der Götterbote zunächst im Residenzschloss in Dresden Station. Ministerpräsident Michael Kretschmer und die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Marion Ackermann werden das Kunstwerk in Empfang nehmen.
In der Landeshauptstadt soll die Statue bis Ende September ausgestellt werden, bevor sie anschließend die Reise nach Zittau antreten wird. Die Hermesfigur wurde zur Blütezeit der Handelstadt Zittau von Kaufmann Christian Besser in Auftrag gegeben und steht für die Lebensfreude der damaligen Zeit.
Der steinerne Götterbote aus einem der Grabhäuser des früheren Klosterfriedhofs in Zittau misst sich im Residenzschloss am Fuße der Englischen Treppe nicht nur mit höfischem Figurenschmuck des 18. Jahrhunderts in der berühmten Kulturstadt. „Die Skulptur zeugt vom Prunk der löblichen Handelsstadt Zittau, die seit dem 14. Jahrhundert zum Oberlausitzer Sechs-Städte-Bund gehörte“, sagte Peter Knüvener, Direktor der Städtischen Museen Zittau, vor der Präsentation.
Sachsen fehle ein kulturhistorisches Landesmuseum, „in der Provinz gibt es Schätze, die gehoben werden müssen“, sagte Knüvener. Mit Hermes will er neugierig machen und für eine „Art Schaufenster der Kunst in Sachsen“ bei den Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) werben.
Den 1,90 Meter großen Gott des Handels ließ ein Kaufmann 1734 wohl aus feinem böhmischem Sandstein und schwarzem Marmor für die letzte Ruhestätte seines Vaters anfertigen. Mit der monumentalen Figur, die lässig auf einem Sockel neben einem Stoffballen steht, wollte er sich von den gewöhnlichen barocken Grabmonumenten in den benachbarten Grufthäusern abheben, erzählte Knüvener. Es gehöre zu den bedeutendsten und ungewöhnlichsten barocken Grabdenkmälern in der Oberlausitz.
Die stark verfallene Skulptur konnte in den vergangenen zwei Jahren mit Hilfe der Ernst von Siemens Kunststiftung und einer Spende restauriert werden. „Der Hermes kann sich sehr gut behaupten gegen die Glanz und Gloria“, sagte Knüvener. Künftig soll er im Hof des ehemaligen Franziskanerklosters und Domizil der Museen wieder zugänglich sein - nach Jahrhunderten im Verborgenen. Der dortige Friedhof mit insgesamt 22 Grufthäusern ist ein einzigartiges Denkmal der Begräbniskultur in Mitteleuropa - und wird seit Jahren Schritt für Schritt saniert. (mit dpa)
