++ EIL ++
  • Die gesperrte Elbbrücke in Bad Schandau teilt die Stadt in zwei Hälften. Die nächste Brücke liegt in Pirna - 20 Kilometer entfernt

Wegen Brückensperrung: Jede 3. Firma fürchtet Schließung

Zuletzt aktualisiert:

Wie hart das Elbsandsteingebirge die Sperrung der Elbbrücke in Bad Schandau trifft, das erfragte jetzt die Industrie- und Handelskammer Dresden (IHK) bei 4000 Firmen und Pendlern. Ein Zehntel meldete sich zurück und lieferte besorgniserregende Ergebnisse:

Fast ein Drittel (31 Prozent) bangt in dieser Region um die wirtschaftliche Existenz. Zudem beklagten 9 Prozent Personalverlust aufgrund des nun viel länger bzw. schwieriger gewordenen Arbeitsweges, 61 Prozent verzeichnen bereits einen Umsatzrückgang, weitere zwei Drittel der Unternehmen haben weniger Aufträge, weil Lieferwege und Transportkosten ansteigen.  „Das macht deutlich, dass wir in einer Situation sind, die über das hinausgeht, was wir durch Hochwasser und Waldbrände kennen“, sagte IHK-Chef Lukas Rohleder.

Brückensperrung hat erhebliche Konsequenzen

Finanzielle Unterstützung sei natürlich eine schnelle Forderung, aber wichtiger wäre, möglichst schnell wieder die Verkehrsanbindung herzustellen, sagte der IHK-Hauptgeschäftsführer. Die Brückensperrung habe eine ganz erhebliche Auswirkung auf die wirtschaftliche Aktivität. Man betreibe keine Schwarzmalerei. Die Firmen hätten Liefer- und Produktionspläne angepasst und würden Fahrzeuge beiderseits der Elbe einsetzen. 

Die Elbbrücke war für Einheimische und Wirtschaft völlig überraschend am 6. November 2024 aus Sicherheitsgründen gesperrt worden. Vorausgegangen war eine Sonderprüfung nach dem Teileinsturz der Dresdner Carolabrücke. Bis Juni soll feststehen, ob die Brücke in Bad Schandau zumindest eingeschränkt noch nutzbar ist. Es laufen bereits Planungen für eine Behelfsbrücke und eine neue Brücke. Landrat Michael Geisler warnte jedoch: „Wir sollten vorsichtig sein Erwartungen für eine weitere Teilnutzung der alten Brücke zu wecken.“ Er glaube persönlich nicht daran und will deshalb vorerst Fährverbindungen verdichten und zusätzliche Parkflächen auf beiden Elbseiten für Pendler und Touristen erschließen. 

Firmen fordern Behelfsbrücke noch dieses Jahr

Nach den Worten von Rohleder zieht sich wie ein roter Faden durch die Umfrage der Wunsch, schon in diesem Jahr eine Behelfsbrücke zu nutzen. Die Erwartungen wurden aber auf einer IHK-Veranstaltung mit örtlichen Unternehmern, dem Wirtschaftsministerium, Bürgermeistern und Tourismusverband gedämpft. Für 2025 wird lediglich mit dem Beginn der Arbeiten gerechnet, nicht aber mit einer Inbetriebnahme. Als schneller Ersatz wird die Mitnutzung der vorhandenen Eisenbahnbrücke oder eine neue Interimsbrücke erwogen. Diese bräuchte jedoch eine Mindesthöhe von 5,50 m über dem Elbpegel, um Schiffen die Durchfahrt zu gewähren. 

Tourismus trotz Verkehrsumleitungen möglich

Eines jedoch stellten alle klar: Die Region freut sich dennoch auf die im April beginnende Tourismussaison. Hotels wollten beispielsweise mit eigenen Apps die Anfahrtswegen für Gäste besser erklären.  „Die Voraussetzungen für einen schönen Urlaub sind da, natürlich mit dem Umstand, dass die Gäste die ein oder andere Verkehrseinschränkung in Kauf nehmen müssen. Aber das tut dem Urlaubserlebnis in der Sächsischen Schweiz keinesfalls einen Abbruch“, so Rohleder weiter. 

Zeitraum und Baukosten unklar

Noch gibt es keinen konkreten Zeitplan für den Bau der Behelfsbrücke und der komplett neuen Elbbrücke, die Bad Schandau perspektivisch brauchen wird. Landrat Geisler will entsprechende Genehmigungen seiner Behörde „so schnell wie möglich“ erteilen, allerdings gebe es „Spielregeln, nach denen sich zumindest bisher in bestimmten Regionen gehalten wurde“. Damit sind die besonders schwierigen Baugenehmigungen im Landschaftsschutzgebiet und der Elbaue gemeint. Thomas Kralinski, Staatssekretär im sächsischen Wirtschaftsministerium, wollte sich nicht festlegen, was eine Behelfs- bzw. Neubaubrücke letztlich kosten wird. Nur wer sie bezahlt, das sei klar: Da über die Elbe die Bundesstraße 172 führe, „bezahlt der Freistaat vorerst die Kosten und gibt sie dann an den Bund weiter.“

Audio:

IHK-Geschäftsführer Lukas Rohleder erklärt die -Auswirkungen der Brückensperrung auf die Bad Schandauer Wirtschaft
Unternehmer Sven-Erik Hitzer erklärt die Einschränkungen, die die Brückensperrung für die Wirtschaft mit sich bringen