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Was wird aus der Gläsernen VW-Manufaktur?

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Die aktuellen Sparpläne von Volkswagen treffen auch die Gläserne Manufaktur in Dresden. Nach dem Auslaufen des ID.3 soll hier kein Auto mehr vom Band rollen, sagte uns VV-Betriebsrat Uwe Kunstmann.

Das wäre spätestens 2026. Über die Zeit danach schweige sich Volkswagen aus. Die Zukunft des einstigen Prestigebaus im Herzen der Landeshauptstadt ist schon länger ungewiss, nachdem dort keine Oberklassefahrzeuge mehr produziert werden. Aktuell werden dort E-Autos vom Typ ID.3 montiert, allerdings nur in kleiner Stückzahl. 

Aktuelle Pläne der Konzernführung sehen vor, mindestens drei Werke in Deutschland zu schließen und an den übrigen Standorten die Kapazität um die Hälfte zu verringern. Im Moment sei kein Standort sicher, sagte der Betriebsrat.

In Zwickau soll eine Fertigungslinie wegfallen. Die Beschäftigten dort bringen diese Pläne in Rage. In Zwickau zogen am Montag Tausende Mitarbeiter mit Trillerpfeifen, Rasseln und roten Weckern ans Werkstor und machten ihrem Unmut Luft.

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Uwe Kunstmann, Gesambetriebsrat VW Sachsen

Betriebsrat droht mit „heißem Winter“

Die Beschäftigten von Volkswagen sagen dem Management in Wolfsburg den Kampf an. Alles, was dem Vorstand bisher zur Lösung der Probleme einfalle, seien Werkschließungen, Massenentlassungen und Tarifeinschnitte, kritisierte der Gesamtbetriebsratschef von Volkswagen Sachsen, Uwe Kunstmann. Wenn sich das nicht ändere, würden die Beschäftigten spätestens am 1. Dezember bundesweit vor die Werkstore ziehen und den Konzern lahmlegen. Dem Unternehmen stehe ein „heißer Winter“ bevor.

Nach Betriebsratsangaben wurden am Montag die Beschäftigten an allen deutschen Standorten über die aktuellen Pläne des Unternehmens informiert - so auch in Zwickau, Chemnitz und Dresden.

„Weckruf“ an Wolfsburg und die Politik

Derweil hat auch die Bundesregierung den VW-Konzern aufgefordert, Jobs zu erhalten. In Zwickau wurde aber auch scharfe Kritik an der Politik laut. Die Bundesregierung müsse mehr Verantwortung für dieses Land wahrnehmen, mahnte Kunstmann und sprach von einem Weckruf an Wolfsburg und die Politik. Besonders nahm er Finanzminister Christian Lindner (FDP) in die Pflicht, dessen Partei sich häufig als Partei der Wirtschaft geriere. „Herr Lindner, Sie fahren gerade dieses Land in Grund und Boden mit ihrer Politik.“

Für die Rettung von Banken seien viele Milliarden geflossen, ebenso für das Sondervermögen der Bundeswehr, sagte Kunstmann vor den Beschäftigten. Nun brauche es ein Sondervermögen „Transformation“ mit bezahlbaren Energiepreisen für Unternehmen und Haushalte, die Förderung von Zukunftsprojekten und einen niedrigen Ladestrompreis für E-Autos. (mit dpa)