War das ein Wolf in Heidenau?
In Heidenau ist erneut ein gerissenes Reh entdeckt worden. Anwohner entdeckten am Sonntagmorgen das Tier an ihrem Grundstück in der Nähe des Real-Marktes. Ob das Tier von einem Wolf gerissen wurde, ist noch unklar. Von dem Tier war allerdings nicht mehr viel übrig, auch Waschbären und Krähen haben sich über den Kadaver hergemacht.
Der Jagdpächter hat vor Ort nun eine Wildkamera installiert, berichteten uns die Anwohner. Angst hätten sie nicht, aber unwohl sei ihnem schon, wenn direkt am Grundstück ein gerissenes Reh liegt, berichteten sie uns. Um Gewissheit zu erlangen, ob hier der Wolf auf Jagd gegangen ist, müssten wohl DNA-Proben genommen werden.
Erst vor einigen Wochen war in der Gegend ein gerissenes Reh entdeckt worden, berichteten Nachbarn. Immer wieder würden auch freilaufende Hunde Rehe verfolgen, in den aktuellen Fällen erscheint dies allerdings unwahrscheinlich.
Wölfe können jeden Tag sehr weite Strecken zurücklegen, auch im Osterzgebirge und der Dresdner Heide gab es bereits Wolfssichtungen.
Das Kontaktbüro Wolf hat auf unsere Anfrage Fragen & Antworten zum Thema zusammengestellt:
Anwohner und Spaziergänger müssen sich nicht besonders in Acht nehmen. Wölfe haben normalerweise kein Interesse am Menschen, da sie diesen weder als Beutetier noch als Artgenossen wahrnehmen. In den meisten Fällen, in denen Menschen und Wölfe zusammen treffen, ziehen sich die Tiere zurück, wenn sie den Menschen bemerken. Ihr Verhalten ist einerseits von wildtiertypischer Vorsicht, als auch von Desinteresse gegenüber Menschen gekennzeichnet. Trotzdem sollte man Wölfen, wie anderen wehrhaften Wildtieren auch, mit Respekt begegnen. Wichtig ist, dass Sichtungen an das Landratsamt, an das Kontaktbüro oder an das LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -Forschung gemeldet werden.
Wo meldet man sich, wenn ein gerissenes Tier entdeckt wird, wer kümmert sich?
Tote Wildtiere, die dem Jagdrecht unterliegen, wie es beispielsweise bei einem Reh der Fall ist, liegen grundsätzlich im Zuständigkeitsbereich des jeweiligen Jagdausübungsberechtigten, also dem Jagdpächter, vor Ort. Sofern der Verdacht auf einen Wolfsriss besteht, kann der Jagdausübungsberechtigte/Jagdpächter einen Wildtierbeauftragten hinzuziehen. Dabei handelt es sich in aller Regel um geschulte Jäger, welche tote Wildtiere vor Ort begutachten, um dadurch die Informationen festzuhalten, die für die Bewertung, ob das jeweilige Tier von einem Wolf gerissen wurde oder nicht, benötigt werden. Bei dieser Vor-Ort-Begutachtung werden nach einer festgelegten Vorgehensweise eine Fotodokumentation und ein Protokoll zu dem toten Tier durch den genannten Wildtierbeauftragten erstellt. Möglicherweise können DNA-Proben gewonnen werden. Die Endbewertung, ob es sich um einen Wolfsriss handelt oder nicht, wird durch das LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland auf der Grundlage des Gutachtens vorgenommen.
Werden in so einem Fall DNA-Proben genommen, um zu bestimmen, wer das Reh gerissen hat?
Mittelgroße und große Beutetiere, wie Rehe, Wildschweine Rothirsche aber auch Schafe tötet der Wolf meist mit einem gezielten Biss in die Kehle (Drosselbiss). Bei größeren Beutetieren wie Hirschen sind zudem auch häufig Verletzungen an den Flanken und Keulen feststellbar, die der Wolf dem Beutetier zufügt, um es zu Boden zu reißen. Hunde sind meist weniger geübt. Sie beißen eher wahllos auf ihr Opfer ein und verursachen dadurch Bissverletzungen am ganzen Körper. Um den Drosselbiss und andere Bissverletzungen zu erkennen, muss die Haut des toten Tieres abgezogen werden um festzustellen, welche Verletzungen vorhanden sind und welche zum Tode führten. Nicht jedes tot aufgefundene Tier muss von einem Beutegreifer gerissen worden sein. Wildtiere verenden oft auch an Schwäche, Krankheiten oder an Verletzungen, die sie sich z.B. bei einem Autounfall zugezogen haben, bei Kälbern sind Totgeburten nicht selten. Füchse, Greif- und Rabenvögel, die später an dem Kadaver fressen, verursachen ebenfalls Biss- und Fraßmuster. Um Bissverletzungen, die den Tod verursacht haben von solchen, die nach dem Tod des Tieres entstanden sind, unterscheiden zu können, braucht man viel Erfahrung. Speziell dafür wurden Rissbegutachter geschult. Wenn vom Kadaver wegen fortgeschrittener Verwesung oder Nutzung nur noch wenige Reste übrig sind, ist eine Beurteilung nicht mehr möglich. Eine Genetikprobennahme macht nur innerhalb von 24 Stunden Sinn, da die genetischen Rückstände (z.B. beim Kehlbiss Speichel des Verursachers) durch beispielsweise Witterung immer mehr zerstört werden. Sind bereits Nachnutzer an dem Kadaver gewesen kann dies auch zu einer Verfälschung des Ergebnisses führen, da auch diese Genetik hinterlassen. Die Verunreinigung muss unwahrscheinlich sein.
Gab es in Heidenau schon bestätigte Wolfssichtungen?
Bisher liegen keine bestätigten Wolfssichtungen aus dem Bereich vor.
