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  • Die Marienbrücke wurde testweise schon bei großen Konzerten in der Flutrinne einspurig gemacht, um den Straßenbahnen freie Fahrt zu gewähren. Das soll jetzt zur Dauerlösung werden
  • Im Berufsverkehr und bei Großereignissen staut sich der Verkehr bereits auf der Marienbrücke - trotz zweiter Autospur im Gleisbett

Empörung & Streit: Marienbrücke bald dauerhaft einspurig

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Witzbolde würden sagen: Wenn in Dresden eine Brücke nicht einstürzt, dann halbiert sie die Stadt von sich aus um die Hälfte. So geschehen beim (gescheiterten) Verkehrsversuch auf dem Blauen Wunder, der Wegnahme der Augustusbrücke für den Autoverkehr. Oder wie jetzt die neusten Rathaus-Pläne an der Marienbrücke zeigen.

Die soll nämlich ab diesem Frühsommer statt zweispurig nur noch einspurig in beide Richtungen befahrbar sein. Und das dauerhaft! Grund: Noch dürfen die Autos das Gleisbett der Straßenbahnen als zweite Spur mit nutzen. Doch wenn täglich über 36.000 Fahrzeuge über die Brücke rollen (ein Drittel mehr nach dem Einsturz der Carolabrücke), dann gibts im Berufsverkehr oft Stau. Und das bremst auch die Bahn aus!

Damit die jetzt rund um die Uhr freie Fahrt hat, soll ihr Gleisbett für Autos gesperrt werden. Eine Lösung, die Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) schon mal zu Großkonzerten im Ostragehege oder auch in der Adventszeit anordnete. „Und schon da kam es zu Riesen-Staus“, warnt Holger Zastrow. Der Stadtrat ist empört über die „Provokation der Autofahrer“.

Zastrow: Unglaubwürdige Politik

„Es ist der Individualverkehr, der unter dem Einsturz der Carolabrücke am stärksten in Dresden leidet. Auch für Bahnen und Busse ist die Situation schwieriger geworden, aber immerhin steht dem ÖPNV die Augustusbrücke als Umleitungsstrecke gemeinsam mit dem Radverkehr exklusiv zur Verfügung. Die ursprünglich auch für den Autoverkehr errichtete Brücke wieder für diesen freizugeben, wurde mit Blick auf den ÖPNV vom Oberbürgermeister und der Verwaltung abgelehnt.“ Zudem würde sich mit der Maßnahme der ÖPNV nur „in Sekundengröße verbessern“, während Auto- und Wirtschaftsverkehrs weitere Behinderungen in Kauf zu nehmen hätten. Als Gegenbeispiel nannte er  die Bautzner Straße, wo Autos und LKWs absichtlich auf die Gleise gesetzt werden, um Platz für einen Radweg zu machen. „Man schafft künstlich immer neue Stau-Situationen für Bahnen, Busse und Autos und faselt dann von Beschleunigung. Unglaubwürdiger kann man nicht Politik machen“, so Zastrow. 

CDU: Alleingang des Baubürgermeisters

Auch die CDU kritisiert die Entscheidung zur Marienbrücke als „Alleingang von Bürgermeister Kühn. : “Kühn plant das Verkehrschaos. Durch den Wegfall einer Fahrspur auf der Marienbrücke wird Stau zum Dauerzustand. Am Flügelweg könnte man anstatt nun vorprogrammierten Staus mit kleinen Veränderungen (durchgängige zweite Spur in Richtung Cotta) den gleichen Beschleunigungseffekt für den ÖPNV erreichen. Die Umsetzung dieser heftig umstrittenen Maßnahmen ist nicht Gegenstand der Haushaltsbegleitbeschlüsse. Wenn man ÖPNV beschleunigen will, gibt es genug abzustellende Langsamfahrstellen„, so Stadtrat Veit Böhm. 

Die CDU fordert den OB auf zu intervenieren. Anderenfalls werde man im Stadtrat Gegenanträge stellen - das kündigte auch Team Zastrow an.

SPD: Dauerlösung gut

Die SPD findet die Pläne hingegen “gut„. Stadtrat Stefan Engel: “Die Beschleunigung der Straßenbahn auf der Marienbrücke ist schon lange überfällig. Nur ein zügiger ÖPNV ist attraktiv und wirtschaftlich. Es war absurd, die Sperrung des Gleisbereichs immer wieder neu anzuordnen und aufzuheben. Eine dauerhafte Lösung schafft Klarheit. Das hatten wir als SPD-Fraktion mehrfach gefordert. Die DVB sollte nicht nur bei Konzerten und im Adventsverkehr schnell unterwegs sein, sondern auch im Berufsverkehr für die normale Dresdner Bevölkerung.„

Ob die Pläne im Mai, Juni oder Juli umgesetzt werden, ist noch offen. “Ein Umsetzungszeitpunkt ist noch nicht bestimmt. Als Vorleistung sind zunächst jedoch noch Arbeiten an den Gleisfugen erforderlich„, heißt es aus dem Straßen- und Tiefbauamt.

  

Audio:

Stefan Engel (SPD) begrüßt die Lösung
Holger Zastrow ist strikt gegen die Fahrbahn-Streichung