- Auf diesem Wertstoffhof in Freital wird Biomüll verkompostiert. Dort wurden die Leichenteile des Kindes gefunden, das zur Geburt noch lebte
Totes Baby von Freital: Mutter erzählt die Tat
Vorm Dresdner Landgericht hat am Mittwoch der Prozess um das tote Baby aus Freital begonnen. Angeklagt ist die 24-Jährige Mutter des Mädchens, Lisa D.
Die Postbotin aus Freital gab an, das Baby am 2. Februar diesen Jahres zu Hause allein im Badezimmer geboren zu haben. Im Wohnzimmer spielten ihre beiden anderen Töchter (2 und 6 Jahre). Das Kind habe, so ihr Pflichtverteidiger Peter Manthey. „zwar geschrien, aber nicht so wie normal“. Er verlas die Erklärung der jungen Frau, deren Familienangehörige teils mit im Gerichtssaal anwesend waren. Weil sie dann keine weiteren Lebenszeichen wahrnahm, habe sie das Baby in eine Decke gewickelt, in eine Tüte gesteckt und dann in die Biotonne gelegt. „Seitdem kann ich nicht mehr schlafen“, schreibt die zierliche Frau in ihrer Erklärung.
Ein Gutachter, der die Frau psychologisch untersuchte, deutet auf das Phänomen der verdrängten Schwangerschaft hin, in der alles, was mit der Schwangerschaft und Geburt des Kindes zutun habe, von sich gewiesen werde.
Baby-Leiche lag im Wertstoffhof
Mit der Biotonne gelangte das Baby auf den Freitaler Wertstoffhof, wo später die Leichenteile fünf Tage später gefunden wurde. Ein Mitarbeiter des Abfallunternehmens sagte am Mittwoch als Zeuge aus und berichtete von dem grausigen Fund. Mitarbeiter Mario Paul: „Ich war gerade erst selbst zum zweiten Mal Opa geworden und dann findet man so ein Baby - das ist traurig. Wir haben sofort die Polizei gerufen. Klar schaue ich jetzt immer, wenn ich was auf der Schaufel habe. So etwas ist in dem Unternehmen noch nie passiert.“ Er fand Teile des leblosen Körpers, denn das Baby war nach dem Ausladen des Containers in die Fänge der Bioverwertungsanlage gelangt.
Lisa D. hat nach eigenen Angaben, den Kindesvater selbst kurz vor der Geburt erst über die Schwangerschaft informiert. „Er hat gesagt, ich solle zum Frauenarzt gehen. Das habe ich aber nicht gemacht, ich weiß nicht warum“, sagt Lisa D. weiter über ihren Anwalt. Die Geburt selbst habe sie dem Vater verheimlicht. Sie trug die ganze Zeit über weite Kleidung, damit niemand etwas mitbekommt.
Die junge Frau berichtete in ihrer Aussage von einer schwierigen Kindheit. Sie sei von ihrem Stiefbruder missbraucht worden, zu ihrer Mutter habe sie ein schwieriges Verhältnis gehabt. Deshalb sei sie mit 16 Jahren freiwillig ins Heim gegangen.
Die Beschuldigte geriet auch wegen eines Zeugenhinweises ins Visier der Fahnder und wurde am 12. Februar festgenommen. Für den Totschlagsprozess sind fünf Verhandlungstermine bis Mitte Oktober angesetzt. Das Strafmaß dafür kann zwischen fünf Jahren und lebenslanger Haft variieren.