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Sächsischer Indiana Jones macht Jahrhundertfund

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Gundorf/Leipzig. 2. Jahrhundert vor Christus. Ein keltischer Reisender oder ein Fürst der lokalen Bevölkerung streift durch die Felder nordwestlich von Leipzig. Er bemerkt nicht, dass ihm ein Stück seines wertvollen Besitzes aus der Tasche fällt. Ein kleines Goldstück, das tief im Acker verschwindet und Jahrtausende überdauert – vergessen von der Zeit. Viele, viele Jahre später, im Juli 2025, klingelt der Metalldetektor von Daniel Fest. So ähnlich dürfte es sich zugetragen haben. Der ehrenamtliche Sondengänger hat bei Gundorf die älteste Münze Sachsens gefunden. Es handelt sich um eine 2200 Jahre alte keltische Goldmünze.

Er ist der sächsische Indiana Jones

Finder Daniel Fest beschreibt seinen Fund als „Zufall des Zufalls“: Zwei Stunden lang habe er auf einem Acker nur Müll gefunden und mit dem letzten Signal schließlich den Jahrhundertfund gemacht. Sein erster Gedanke war: „Jetzt solltest du aufhören, mehr geht nicht“. Der Gedanke, die Münze zu behalten, kam ihm nicht eine Sekunde. Stattdessen rief der ehrenamtliche Sondengänger sofort beim Landesamt für Archäologie an und berichtete von seiner Entdeckung. In Sachsen gilt das Schatzregal nach § 25 des Denkmalschutzgesetzes. Das bedeutet: Bewegliche Kulturdenkmale, die herrenlos oder lange verborgen waren, werden mit der Entdeckung Eigentum des Freistaates Sachsen und sind unverzüglich an die zuständige Behörde zu melden und zu übergeben. Der Finder hat Anspruch auf eine angemessene Belohnung.

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Daniel Fest über seinen Fund

Münze ist kleiner, als ein Fingernagel 

Die Münze hat einen 99-prozentigen Goldanteil, misst einen Durchmesser von 10,4 Millimetern und wiegt gerade einmal 2 Gramm. Sie ist damit kleiner als ein Fingernagel und doch für Sachsen von unschätzbarem Wert. 

  • Bezeichnung: Viertelstater (auch als Regenbogenschüsselchen bekannt). Dieser Name kommt von der gewölbten Form und dem Aberglauben, dass die schüsselförmigen Goldstücke an der Stelle, wo der Regenbogen die Erde berührt, aus dem Himmel gefallen sind.
  • Abbildung: Auf einer Seite ist ein stilisierter Tierkopf zu erkennen, auf der anderen Seite ein geöffneter Halsring (Torques) mit einem Zackenlinien-Motiv.
  • Herkunft: Die Münze ist eine böhmische Prägung, der Münztyp ist aus Tschechien bekannt. Der Fund belegt regelmäßige Kontakte und Verbindungen zu den Kelten.
  • Der wissenschaftliche Wert ist unbezahlbar, während der reine Materialwert des Goldes zwischen 200 und 300 Euro liegt.

Landesarchäologin Dr. Regina Smolnik ordnet den Fund ein: Obwohl das Objekt als Münze bezeichnet wird, war der nahezu prägefrische Fund wohl kaum im Sinne einer Münzwirtschaft im Umlauf. Sie geht davon aus, dass es sich vielmehr um ein Statussymbol oder einen Wertspeicher der damaligen Oberschicht handelte.

Weitere Münzen unwahrscheinlich 

Die Münze wird nun in das Museum des LfA in Chemnitz kommen und soll in Ausstellungen gezeigt werden. Dass auf dem Acker bei Leipzig noch weitere solcher Goldmünzen liegen könnten, hält Landesarchäologin Smolnik für unwahrscheinlich. Und dennoch hat den sächsischen "Indiana Jones" schon wieder der Ehrgeiz gepackt: „Nächste Woche Samstag geht’s wieder auf den Acker“.