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Elbsandstein-Protest! Alte DDR-Wanderwege sollen wieder öffnen

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Wer zum Reformationstag in der Sächsischen Schweiz wandern geht, könnte auf eine ungewöhnliche Gruppe mit Protest-Bannern treffen. Die Bürgerinitiative Naturpark demonstriert bei einer Wanderung zum Großen Zschand für die Wiederöffnung der grenzüberschreitenden Wanderwege im Nationalpark. Die gab es bis nach dem Krieg und sie führten ohne Unterbrechung von der deutschen auf die tschechische Seite. Bereits letztes Jahr unterschrieben die Tourismusverbände in der Böhmischen und Sächsischen Schweiz sowie mehrere Bürgermeister der Region einen Forderungskatalog, in dem die Öffnung von sieben historische Wanderwegen über die Grenze  geprüft werden sollte. Die betroffenen Wegstrecken wurden mit der DDR-Gründung und ihrer Grenze zur CSSR zum Niemandsland, verwucherten und sind kaum noch zu finden.

Zwischen dem Grenzübergang Schmilka und dem tschechischen Khaatal sollten diese Grenzwanderwege nach Möglichkeit wieder begehbar gemacht werden:

  • Silberwand, Fremdenweg
  •  Weberschlüchte
  • Großer Zschand
  • Stimmersdorfer Weg/Altarstein
  • Großer Ziegengrund/Luchsstein
  • Schwarzes Tor/Schönlinder Brücke
  • Niedermühle, untere und obere Brücke

Auch Bad Schandaus Stadtrat und Kartograf Rolf Böhm schließt sich den Protest-Wanderern an: „Bei den Vorschlägen handelt es sich um uralte Wege, die bis 1945 regelmäßig begangen wurden. In den Weberschlüchten fehlt nur ein 300 m langes Wegestück bis zur Grenze. Von dort wäre er nur ein halber Kilometer bis zum Prebischtor in Tschechien.“ Zudem verweist er auf das Schengener Abkommen, das seit 2008 keine Grenzen innerhalb der EU-Staaten mehr kennt.

Doch mit der Gründung des Nationalparks Anfang der Neunziger Jahre ist die Natur im östlichen Zipfel Sachsens besonders geschützt. Deswegen lehnte das Landratsamt auch ab, dass die Bürgerinititative bei ihrer Protest-Wanderung vom Großen Zschand direkt zur Grenze läuft - 700 Meter davor ist Schluss. Nationalpark-Sprecher Hanspeter Mayr erklärt: „Die Gefahren von Ast- und Stammbruch auf dem Weg durch abgestorbenen Fichtenbestände, durch die die Demonstration geführt werden soll, ist akut.“ Statt einer Wanderung bot die Nationalparkverwaltung eine Gesprächsrunde an - doch die Bürgerinitiative lehnte ab.

Mayr: „Mit fünf grenzübergreifenden Wanderwegen verfügt der Nationalpark bereits über ein großes Wegeangebot zum Besuch des Nationalparks Böhmische Schweiz. Im angrenzenden Landschaftsschutzgebiet Sächsische Schweiz bieten wir und unsere tschechischen Partner mit unseren zahlreichen grenzübergreifenden Projekten weitere Wander- oder Radrouten an.“

Das Elbsandsteingebirge hat insgesamt 1200 Kilometer Wanderwege, auch der erst kürzlich errichtete „Forststeig“ führt im Bielatal ins Tschechische. Nahe Sebnitz entsteht ein grenzübergreifender Bike-Trail.

Deswegen macht Sachsens Umweltminister Günther (Grüne) der Bürgerinitiative auch wenig Hoffnung auf die Wiederöffnung der Wege. Nach unseren Recherchen informierte er den Tourismusverband Sächsische Schweiz in einem Schreiben davon, dass es keinen weiteren Ausbau des Wegenetzes geben wird. Die Vorgaben für einen Nationalpark sähen eher eine Reduzierung vor.

Wer sich den Wanderern anschließend möchte: 10 Uhr gehts am Reformationstag am Parkplatz Neumannmühle (Kirnitzschtal) los.