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Was steckt hinter diesem Kunstwerk in Rossendorf?

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Seit 38 Jahren steht am Eingang des Helmholtz-Zentrums in Dresden-Rossendorf die große Metall-Plastik „Gebändigte Kraft“. Millionen Autofahrer fuhren in der Zeit an dem Kunstwerk vorbei. Viele fragten sich, was es mit dem Kunstwerk auf sich hat. Unser Reporter Uwe Garten ist der Frage nachgegangen. Er fand heraus, wer die Plastik geschaffen hat. Sie stammt von dem Berliner Künstler Achim Kühn, der deutschlandweit bekannt ist.

Uwe Garten im Gespräch mit Achim Kühn

Wie kam es dazu, dass Sie diese Plastik anfertigen konnten?

"Unser Atelier war bereits seit 1937 durch viele Kontakte meines Vater Fritz Kühn für Kirchen beider Konfessionen in ganz Deutschland und auch in Sachsen tätig. Ein Teil meiner väterlichen Familie stammte aus Sachsen. Meine Frau wurde in Sachsen geboren. Zudem hielten wir seit vielen Jahrzehnten enge Kontakte zu Künstlerfreunden in Dresden und in Sachsen. Diese Kontakte ermöglichten es mir 1977 im damaligen Zentralinstitut ür Kernforschung Dresden auszustellen. Es war Teil der Akademie der Wissenschaften der DDR. 
Im August 1979 trug man mir an, ein Kunstwerk für den neuen Haupteingangsbereich zu entwickeln. Das sollte zugleich das Wahrzeichen des Instituts werden. Mir wurde dafür die Gelegenheit gegeben, das Institut zu besichtigen. Erklärt wurde mir dabei das Zusammenwirken der unterschiedlicher Wissenschaftsbereiche."

Woran dachten Sie, als Sie der Plastik diesen Namen gaben?

"Die Idee für die Plastik war eine Darstellung von Ungleichgewicht. Dieses Ungleichgewicht zeigte ich in seiner Übersetzung des griechischen Zeichens PSI. Der große Hohlkörper besteht aus Stahlblech, rostgeschützt, Endanstrich: Lasur rot-schwarz Die vielen aufgesetzten "Spuren" bestehen aus Edelstahl, durch Schmieden geformt. Sie zeigen die Spuren der Elementarteilchen, die ich beim Blick in die Nebelkammer sehen konnte. Das Werk wurde im Herbst 1985 im Atelier in Berlin fertiggestellt. Das Auftragsvolumen betrug 100.000 Mark. Die feierliche Übergabe erfolgte am 13. Dezember 1985."

Welche Werke von Ihnen stehen noch in Sachsen?

"Das umfassendste Auftragswerk war das Gesamtkunstwerk für den 1982 geweihten Neubau der Propsteikirche St.Trinitatis in  Leipzig. Die Kirche wurde zwar unter Denkmalschutz gestellt, jedoch 2018 auf Veranlassung des damaligen Bischofs von Dresden-Meißen Dr. Koch abgerissen. Das Gesamtkunstwerk, sowohl im Kirchenraum, als auch der Haupteingang und die beiden Nebentüren (Kupferttreibarbeiten) wurden durch die Firma, die das Grundstück kaufte, vor dem Abriß gerettet und eingelagert. Seitdem haben wir nichts mehr über den Zustand in Erfahrung bringen können. Ansonsten fallen mir keine Werke im Sachsenland ein."

Was bedeutet für Sie als Künstler Metall?

"Bereits im Vorschulalter war ich häufig in der Atelier-Werkstatt meines Vaters. Nach Ende der Schulzeit begann ich die Lehre in der väterlichen Werkstatt. Während der Gesellenzeit wurde die Schmiedetechnik Teil mdiner gestalterischen Gedankenwelt, Nach erfolgreicher Meisterprüfung studierte in Weimar Architektur.Sein Plan war, als Architekt zu arbeiten und möglicher Weise Kunst-am-Bau-Projekte zu entwickeln, die er in der Werkstatt seines Vaters mit den gut ausgebildeten Gesellen realisieren würde. Im Jahre 1967 - Achim Kühn war 24jährig und im 4. Studienjahr -  starben im kurzen Abstand seine Eltern.
Die privat geführte Atelier-Werkstatt mit 17 Mitarbeitern und einer Fülle an Aufträgen in beiden deutschen Landesteilen mußte weitergeführt werden. Im Jahre 2025 begeht die Metallkünstler-Familie Kühn das 100. Gründungsjahr. Der aus Sachsen stammende Arthur Kühn gründete 1925 seine Werkstatt in Berlin. Achim Kühn übernahm 1967 die Atelier-Werkstatt seines Vaters."