++ EIL ++

#StolenMemory: Rückgabe gestohlener Erinnerungen an NS-Opfer

Zuletzt aktualisiert:

Schmuck, Erinnerungsfotos, Papiere – die Nazis nahmen ihren Opfern bei der Verhaftung alle persönlichen Sachen ab. Einige Tausend dieser Gegenstände aus den Konzentrationslagern sollen nun zu ihren rechtmäßigen Besitzern zurückfinden – aber es ist ein Wettlauf gegen die Zeit.

Der Jorge-Gomondai-Platz in der Dresdner Neustadt ist derzeit Schauplatz einer wichtigen Erinnerungsarbeit. Noch bis Ende des Monats lädt die Open-Air-Ausstellung „StolenMemory“ der Arolsen Archives ein. In einem auffälligen Container werden Bilder von persönlichen Gegenständen – Eheringen, Uhren oder Fotos – gezeigt, die KZ-Häftlingen während des Nationalsozialismus geraubt wurden.

Mehr als 3.000 Gegenstände warten auf Gerechtigkeit

Die Ausstellung ist Teil einer europaweiten Kampagne, die sich auf persönliche Besitztümer von Menschen konzentriert, die in Konzentrationslagern inhaftiert waren. Diese Gegenstände lagern heute in den Arolsen Archives. Dank intensiver Forschung konnten in den letzten Jahrzehnten bereits viele hundert Objekte in die Hände ihrer Erben zurückgegeben werden. Dennoch warten aktuell noch immer über 3.000 persönliche Gegenstände auf ihre späte Rückkehr.

Wer waren die Opfer?

Die geraubten Gegenstände gehören Menschen, die das NS-Regime als Feinde betrachtete und unrechtmäßig inhaftierte. Die Ausstellung erinnert daran, dass die Nationalsozialisten nicht nur politische Gegner und Juden verfolgten, sondern auch Sinti und Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas sowie Menschen, die als „asozial“ oder „Berufsverbrecher“ diffamiert wurden.

Anhand konkreter Schicksale verdeutlicht die Ausstellung die Dringlichkeit der Suche. Zwei der vorgestellten Personen sind:

  • Neonella Doboitschina: Die 1923 in Russland geborene Studentin war Zwangsarbeiterin und wurde 1944 von der Gestapo verhaftet. Sie wurde in die KZs Ravensbrück und Salzgitter-Watenstedt deportiert. Gezeigt werden ihre Fotos, ein Ring und ein Rosenkranz. Ihre Freunde nannten sie Nelly.
  • Wilheln Kurt Oefels: Oefels geboren am 11. Januar 1910, machte eine Bäckerlehre in Oberhausen und lebte später in Hamburg. Das KZ üeberlebte er zwar, verstarb aber 1948 in Hamburg, vermutlich an den Folgen. Er trug unter anderem eine silberne Armbanduhr bei sich.

Die Rolle der Arolsen Archives

Die Arolsen Archives bilden das umfassendste Archiv über die Opfer der NS-Verfolgung. Seit 1948 sammeln die Archivare Informationen, recherchieren Schicksale und führen Familien zusammen. Heute werden zudem Konzepte für die Bildungs- und Forschungsarbeit entwickelt und mit neuen digitalen Angeboten die Erinnerung an die Opfer wachgehalten.

Die Organisatoren appellieren an die Öffentlichkeit: „Machen Sie mit! Helfen Sie, die Gegenstände zurück in die Hände der Familien zu bringen.“ Die Recherche basiert auf Informationen aus den Archiven, die auf der Webseite stolenmemory.org eingesehen werden können. Besucher der Ausstellung können vor Ort über QR-Codes direkt zur Geschichte der abgebildeten Objekte gelangen und so selbst zu wichtigen Hinweisgebern werden.