- Weil Lehrer fehlen, werden die Klassen immer größe, die Belastung immer größer
Keine Besserung in Sicht! GEW: 3300 Lehrer fehlen immer noch
Die Halbjahreszeugnisse an Sachsens Schulen stehen an - ab Freitag gehen die knapp 440.000 Schülerinnen und Schüler in die Winterferien. Auch eine Verschnaufpause für die rund 35.000 Lehrer im Freistaat. Und die werden durch den seit Jahren andauernden Lehrermangel immer mehr gefordert, dadurch öfter krank und gehen eher in Rente. Zum Schulhalbjahr 2024/25 zog deshalb die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Sachsen Bilanz: 3300 Lehrkräfte fehlen weiterin, um den Unterricht inklusive Vertretungen vollständig abzudecken. Der planmäßige und ungeplante Unterrichtsausfall erreiche weiterhin Höchststände.
Das sächsische Kultusministerium gibt offiziell in seinem Blog nur eine Zahl von 1378 offenen Stellen an. Die große Diskrepanz erklärt die GEW so: „Diese Zahl ist zu niedrig, weil nur ein Teil des tatsächlichen Bedarfs berücksichtigt wurde. Wenn man auch den Bereich mit einrechnet, der vordergründig für Vertretungsstunden nötig ist, fehlen etwa 850 weitere Lehrkräfte. Außerdem gibt es sogenannten ,planmäßigen Unterrichtsausfall', weil Schulen manche Fächer gar nicht anbieten können – zum Beispiel, wenn es keine Geografielehrkraft gibt. Um diesen zu 100 Prozent zu verhindern, bräuchte man noch etwa 1.100 Lehrkräfte mehr“, so die GEW. So käme man auf die 3.300 fehlenden Lehrkräfte.
Auch das Kultusministerium gibt im Januar zu: „Bis auf die Grundschulen hat sich die Unterrichtsversorgung in allen Schularten verschlechtert. Besonders prekär ist die Situation an Oberschulen und Förderschulen. Hauptursachen sind unter anderem weiter steigende Schülerzahlen und der deutschlandweite Mangel an Lehrkräften auf dem Arbeitsmarkt bei gleichzeitig sinkendem Arbeitsvermögen aller sächsischen Lehrkräfte.“ Unter letzterem verbirgt sich die Teilzeit-Quote der Lehrer, die von 34,9 auf 35,9 Prozent aller Lehrkräfte im aktuellen Schuljahr stieg. Dadurch entsteht ein Verlust an Arbeitsvermögen von rund 2.900 Vollzeitstellen (Vorjahr 2.500), die für die Unterrichtsabsicherung nicht zur Verfügung stehe, so das Kultusministerium.
Die Folgen sind fatal, wie Burkhard Naumann, Sachsens GEW-Vorsitzender, erklärt: „Der Teufelskreis aus Überlastung und Lehrkräftemangel dreht sich weiter. Zudem stehen die Schulen mehr und mehr unter dem Druck, gesellschaftliche Probleme aufzufangen. Die nationalen und internationalen Konflikte wirken sich unmittelbar auf den Schulalltag aus. Die gestiegene Zahl rechtsextremer Vorfälle und die zunehmende Gewalt an Schulen sind nur die Spitze des Eisbergs. Doch es fehlt schon die Zeit, um das Mindestmaß der Lehrpläne zu erfüllen. Demokratiebildung und aktuelle Debatten kommen mit Blick auf Noten- und Prüfungsdruck zu kurz. Statt Mangelverwaltung sollte der neue Kultusminister diese Probleme unmittelbar angehen. Wir benötigen gemeinsame Lösungen für die angespannte Situation.“
Die GEW Sachsen fordert das Kultusministerium zu Verhandlungen über ein neues Bildungspaket auf. Darin könnten Kürzungen in der Stundentafel und eine Überarbeitung des Lehrplans diskutiert werden. Zudem sollen attraktive Angebote für ältere Lehrkräfte geschaffen werden, um sie länger im Beruf zu halten. Nicht jede Schule in Sachsen habe bereits einen Schulassistenten, auch das müsse ausgebaut werden.
„Ziel muss es sein, tragfähige Lösungen zu erarbeiten, um aus der Belastungsspirale auszubrechen und die Bildungsqualität nachhaltig zu sichern. Es geht um die Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen. Wir müssen jetzt handeln“, appelliert Naumann.

