++ EIL ++
  • Lisa (li.) und ihr Anwalt erheben sich zur Urteilsverkündung am Landgericht Dresden
  • Lisa D. wurde immer in Handschellen dem Gericht vorgeführt
  • Auf dem Wertstoffhof in Freital wurde das tote Baby gefunden

Freitaler Baby-Leiche: Mutter kommt vorläufig frei

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Zweimal wurde das Urteil am Landgericht Dresden im Fall der Babyleiche aus Freital verschoben. Heute Mittag legte sich Richter Pröls nun fest:

Die Freitalerin Lisa D. „ist des Totschlags schuldig und wird zu drei Jahren Haft verurteilt“, so der Vorsitzende Richter. Die Mutter, die bereits zwei Kinder hat, nahm das Urteil regungslos auf. Doch nach der einstündigen Urteilsbegründung verließ sie das Gericht mit Tränen in den Augen - auf freiem Fuß... 

Denn erst ganz zum Schluss verkündete der Richter, dass Lisas Haftbefehl vom Februar aufgehoben werde, „denn es besteht keine Flucht- oder Verdunklungsgefahr“, so der Richter. 

Verurteilt, aber frei

Heißt. Bis ihr Urteil rechtskräftig ist, ist sie auf freiem Fuß. Das kann eine Wochen sein oder auch  ein Jahr bevor sie die restliche Haftstrafe (3 Jahre abzüglich der U-Haft) antreten muss. Ihr Verteidiger Peter Manthey hat jetzt eine Woche Zeit, Revision einzulegen. Tendiert auch dazu: „Ich habe Brüche in der Urteilsbegründung festgestellt“, so Manthey gegenüber unserem Sender. 

Diese Revision prüft das Gericht und räumt möglicherweise einen weiteren Verhandlungstermin dazu an. Das könne zwischen 9 und 12 Monaten dauern, so Manthey.  

Lisas Verteidiger hatte zwar auf Freispruch plädiert. Das Gericht blieb dennoch deutlich unter der Forderung der Staatsanwaltschaft Dresden, die sieben Jahre Haft für die 24 Jahre alte Postbotin forderte. Das Gericht erkannte einen „Totschlag im minderschweren Fall“ an, der mit ein bis 10 Jahren Freiheitsentzug geahndet werden kann. Sie sei aber nicht vorbestraft, habe die Tat eingeräumt, sich zuvor auch um ihre anderen beiden Kinder gekümmert. 

Baby wurde erstickt

Lisa gab zu Prozessbeginn über ihren Anwalt bekannt, dass sie am 2. Februar dieses Jahres auf der Toilette ihrer Wohnung in Freital ein Mädchen zur Welt gebracht hatte. Im Wohnzimmer spielten damals ihre beiden anderen Kinder. Anschließend habe sie es in eine Decke gewickelt und in einer Tüte in den Bio-Müll gelegt. Fünf Tage später wurde es dann auf dem Wertstoffhof in Freital mit umfangreichen Verletzungen gefunden 

Es habe, laut rechtsmedizinischem Gutachten, maximal 30 Minuten gelebt.Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Freitalerin ihr Baby nach der Geburt erstickte.  

Gutachter findet keine Hinweise auf seelische Störungen

Ein psychiatrischer Gutachter bescheinigte der Angeklagten zuvor keine psychischen Erkrankungen oder geistige Einschränkungen. Allerdings verwies der Psychiater Matthias Lammel auf eine schwierige Kindheit und Jugend – insbesondere auf das Fehlen stabiler Bezugspersonen in der Jugend der Angeklagten.

Lisas Mutter und Geschwister saßen bei der Urteilsverkündung am Landgericht mit im Saal. Sie blieb bei der Urteilsverkündung selbst emotionslos, schüttelte nur ab und an mit dem Kopf. Bis zum Schluss machte sie selbst keine Aussage, ließ zum Prozessauftakt nur ihren Anwalt für sie sprechen. Als sie jedoch von der Aufhebung der U-Haft erfuhr, brach es aus ihr heraus. Sie lag weinend ihrer Schwester in den Armen, verließ das Gericht ohne Handschellen. 

Audio:

Lisas Verteidiger Peter Manthey zum Urteil und wie es jetzt weitergeht