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  • Die Bad Schandauer Elbbrücke ist wieder geöffnet. Dennoch soll links davon eine Behelfsbrücke gebaut werden

Experte: Schandauer Brücke steht noch Jahre - wofür dann die Behelfsbrücke?

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Der Pfingstverkehr rollt durch die Sächsische Schweiz – und zum Glück auch über die wiedereröffnete Bad Schandauer Elbbrücke. Die war vom 6. November bis 10. April voll gesperrt, weil sie aus dem gleichen Spannstahl wie die Dresdner Carolabrücke gebaut wurde. Auch hier wurde Spannungsrisskorrosion vermutet, die sich dann aber glücklicherweise nicht bewahrheitete. Einen zweitägigen Belastungstest überstand die Brücke gut. Nun darf sie wieder von Fahrzeugen mit bis zu 7,5 Tonnen befahren werden. 

Jahrelange Standzeit

Derzeit finden Probebohrungen am Elbufer statt, wo eine mögliche Behelfsbrücke stehen könnte. Sie soll die Bahngleise und die Elbe überspannen und würde rund 31 Mio. Euro kosten. Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr wertet seit Wochen die Ergebnisse des Belastungstestes weiter aus, wollte noch die Restnutzungsdauer der Brücke bekannt geben. Das geschah bisher nicht. 

Doch nun bescheinigt Brücken-Experte, Prof. Steffen Marx von der TU Dresden, auf Anfrage unseres Senders, der Brücke gute Noten: „Aus meiner Sicht ist die Standfestigkeit der Brücke in jedem Fall gegeben. Und sie ist auch für eine längere Zeit von mehren Jahren gegeben. Und unter diesem Gesichtspunkt muss man sehr gut nachdenken, ob man einen Ersatzneubau überhaupt will und ob man ihn im Schutze einer Hilfsbrücke baut“, so Marx. 

Behelfsbrücke überflüssig?

Der international anerkannte Experte gibt zu bedenken, dass es anfangs um eine schnellstmögliche Elbquerung ohne Planfeststellungsverfahren gegangen sei (Lösung: die Behelfsbrücke). So habe man doch jetzt durch den guten Zustand des Bauwerkes Zeit gewonnen.  „Wenn man heute weiß, dass wir eigentlich länger Zeit haben, dann wäre wahrscheinlich der bessere Weg, in Seitenlage neu zu planen. Dann könnte man sich diese Behelfsbrücke sparen.“ Hieße: eine neue Elbbrücke entsteht daneben, während die alte noch weiter genutzt werden kann. 

Das letzte Wort dazu habe die Politik. Und dieser Entscheidungsprozess sei gerade im Gange. Infrastrukturministerin Regina Kraushaar hält an der Behelfsbrücke fest, die bereits aufwändig geplant wurde. Denn sie will auf jeden Fall die Autoverbindung über die Elbe - in welcher Form auch immer - sicher stellen. Bereits im April sagte sie: „Diese Elbbrücke hat trotzdem eine begrenzte Nutzungsdauer. Ich möchte jetzt nicht sagen, ach, da entspannen wir uns mal. und wir sind in drei oder fünf Jahren - aus welchen Gründen auch immer - wieder vor der Situation (einer Brückenschließung, d.R.).Die möchte ich nicht nochmal durchmachen und niemand in Bad Schandau will sie nochmal durchmachen.“

Landrat offen 

Auf der anderen Seite würde der Freistaat viel Geld sparen. 17 Mio. Euro kostet allein die Ersatzbrücke über den Fluß, die vom Kreisverkehr am Bad Schandauer Bahnhof gerade über die Elbe zum gegenüberliegenden Wandererparkplatz verlaufen würde. Und die Betonbrücke über die Bahngleise, die der Elbbrücke vorgelagert ist, müsste auch ersetzt werden - und verursacht nochmals 14 Mio. Euro Kosten. 

Im Landratsamt steht man beiden Lösungen offen gegenüber. Landrat Michael Geisler: „Theoretisch funktioniert erstmal alles. Allerdings ist die Vorzugsvariante die, einen Brückenersatzneubau an Stelle der alten Brücke, genau an derselben Stelle, zu platzieren, wo die alte Brücke jetzt steht.“ So sollen planungsrechtliche Probleme verhindert werden, „die wir ansonsten bekommen würden, die sich dann mit Sicherheit auch auswirken auf die Bauzeit etc“, so Geisler weiter. 

Deshalb sei bisher die Idee gewesen, eine Behelfsbrücke zu bauen, die dann im Betrieb ist während die alte Elbbrücke abgerissen und die neue an gleicher Stelle gebaut wird. Die Kosten für eine neue Bad Schandauer Brücke wurden vom Ministerium noch nicht benannt, dürften sich aber um die 100 Mio. Euro bewegen - wenn man die Kosten der neuen Carolabrücke in Dresden zugrunde legt. 

 

Audio:

Landrat Michael Geisler
Ministerin Regina Kraushaar
Brücken-Experte Steffen Marx