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Erkennen Sie diese Straße in Dresden (wieder)?

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Sie ist ca 1600 Meter lang, teils bis zu 80 Metern breit und ist die Hauptverkehrsachse zwischen Hauptbahnhof und Carolabrücke: Die St. Petersburger Straße.

Mit Abbiegespuren am Pirnaischen Platz ist sie teils achtspurig und „trennt die Altstadt von den umliegenden Wohngebieten“, erklärt Baubürgermeister Stephan Kühn. Deswegen gäbe es bereits seit den 90er Jahren Überlegungen, wie man die Magistrale aus den Sechziger Jahren verbessern könne. Ein erster Ideenwettbewerb 2023 zog schon eine Reduzierung der St. Petersburger Straße in Betracht. Studenten der TU Dresden, der Universität Anhalt und der Uni in Nürnberg durften jetzt mal frei planen, wie sie sich die Straße in Zukunft vorstellen. Ihre Arbeiten sind ab sofort im Kulturpalast ausgestellt.

Woran sich wohl alle einig waren: Die Straße muss schmaler werden - nicht zwangsläufig mit weniger Spuren. „Man kann die Autos nicht verbieten, aber in unserem Vorschlag hätten wir die beiden Straßenseiten zusammengelegt, würden weg von diesem Wall in der Mitte kommen und die Stadtteile verbinden“, erklärt Josephine Stübinger, Architekturstudentin der TU Dresden und eine der Preisträgerinnen unter den insgesamt 75 Arbeiten.

See statt Verkehrsknoten

In mehreren Vorschlägen kam die Freilegung des Kaitzbaches. Er fließt oberirdisch durch einen Park oder Grünband, mündet in einer Idee sogar in einen See - genau dort, wo heute der Pirnaische Platz ist. Im Siegerentwurf der TU Dresden werden Bürgerwiese, Lingnerallee und der Grüne Stadtring vereint und bilden den neuen „St. Peter Park“ mit Cafés, Spielplatz und Wasserflächen.

„Die Arbeiten zeigen Visionen, schaffen so Diskussionen - was wollen wir hier eigentlich?“, so Baubürgermeister Stephan Kühn. „Und wir haben den Riesenschatz, dass die Grundstücke links und rechts der Straße größtenteils uns als Stadt und dem Freistaat gehören.“ Beginnen soll die Verwandlung der St. Petersburger Straße 2027 am Hauptbahnhof/Wiener Platz und auch vorm Kristallpalast, wo die Stadt auf Bundesfördermittel hofft.

Carolabrücke schmaler?

Schneller geht es am entgegengesetzten Ende - der Carolabrücke. Hier muss der Stadtrat bald entscheiden, ob er einen Ersatzneubau (Vorzugsvariante der Stadt, da wesentlich kürzere Planungszeiten) oder einen kompletten Neubau der Carolabrücke möchte. Auch im Ersatzneubau können schon Fahrradwege ergänzt oder Autospuren weggelassen werden, wie Stephan Kühn jetzt im Bauausschuss erklärte.

Besonders die Einschränkung des Autoverkehrs sorgte für viel Kritik bei Team Zastrow und ein zukünftiger Ideenwettbewerb zur St. Petersburger Straße als „Steuergeldverschwendung“ und eine „Verdrängung der Autofahrer aus der Stadt“ verurteilt. Kühn hält dagegen: „Jetzt, wo die Diskussion um den Neubau der Carolabrücke geführt wird, darf man nicht nur von Brückenkopf zu Brückenkopf denken, sondern muss auch überlegen, wie will man den ganzen Raum gestalten. Unser Ziel ist es, von einem Verkehrsraum zu einem Stadtraum zu kommen.“

Der studentische Ideenwettbewerb kostete die Stadt kein Geld, sondern war eine Kooperation mit der TU Dresden, Lehrstuhl Städtebau. Der zukünftige offizielle Wettbewerb, der ab 2027 zur St. Petersburger Straße geführt werden soll, kostet dann allerdings schon. Dort seien dann auch Verkehrsplaner und Landschaftsplaner involviert, die mit den Gegebenheiten vor Ort arbeiten müssen. Die Studenten brauchten darauf nur bedingt Rücksicht nehmen.

Die Ausstellung der Arbeiten lohnt dennoch. Sie sind noch bis zum 12. Juni im Zentrum für Baukultur zu sehen (Di. - So. 13 bis 18 Uhr).

Audio:

Studentin Josephine Stübinger erklärt ihren Entwurf