- Diese Brücke in Holland soll den kreativen Ansatz zeigen: Der Radweg führt unter der Brücke entlang. In Dresden könnte der zur "Kaisermania" als Zuschauerbalkon dienen
Kreative Ideen sind gefragt: Neue Carolabrücke mit Kaiser-Mania-Balkon?
Dresden will (relativ) schnell wieder eine neue Carolabrücke bauen. Das heißt, ohne langjähriges Planfeststellungsverfahren, der alten Brücke nicht unähnlich. Aber trotzdem darf es kreativ sein - fordert jetzt die CDU und will den Antrag des Oberbürgermeisters für den Wiederaufbaubeschluss gleich wieder abändern.
„Wir wollen auch Schnelligkeit. Vier Auto-Spuren sind für uns gesetzt, aber wir wollen auch Raum für kreative Ideen öffnen“, so CDU-Fraktionschefin Heike Ahnert. Es dürfe keine Denkverbote geben. Und um das zu demonstrieren, zeigt sie ein Bild einer Doppelstockbrücke in den Niederlanden (siehe Foto), die vom belgischen Architekturbüro Ney & Partners entworfen wurde. Dabei führt der Radweg unterhalb der Brücke entlang. Ausbuchtungen dienen als Aufenthalt für Fußgänger und könnten zur „Kaiser Mania“ als Aussichtsbalkon auf die Roland-Kaiser-Konzerte dienen. Denn bisher nutzten viele Dresdner und Touristen, die keine Karten zu den legendären Konzerten am Elbufer ergattern konnten, gerne als Zaungäste die Brücke.
Brücke auf zwei Ebenen?
Spinnerei oder ohne ein Planfeststellungsverfahren möglich? „Die Brücke darf nicht viel höher werden, damit sie nicht den Blick auf die Altstadt zerstört - das hat der Denkmalschutz festgelegt. Drunter müssen Schiffe durchfahren können. Aber wenn sich in dem Delta dazwischen noch Platz für den Radweg ergibt, warum nicht“, sagt Baubürgermeister Stephan Kühn. „Das ist doch eine tolle Aufgabe für einen Planer“, pflichtet ihm Straßenbau-Chefin Simone Prüfer bei. Allerdings weisen beide darauf hin, dass der Radweg ja auch an den Elberadweg angebunden werden muss.
Um alle Parameter des Neubaus zu berücksichtigen, aktualisierte die Stadt jetzt ihre Stadtratsvorlage zum Wiederaufbau der Carolabrücke. Sie legte Eckpunkte fest, über die der Stadtrat in drei Wochen mitentscheiden muss. An diesen Leitplanken des Denkmalschutzes oder auch der Vorschriften für Bundes- und Wasserstraßen müssen sich die Architekten halten - dazwischen sind neue Ideen gefragt.
Das sind die wichtigsten Eckpunkte
- möglichst kurze Bauzeit
- bedarfsgerechte Verkehrsanlagen für Auto- und Radfahrer, Fußgänger und Straßenbahn
- Anbindung des Elberadwegs
- Beibehaltung wichtiger Blickbeziehungen
- Sicherung der Anforderungen der Schifffahrt - keine weiteren Pfeiler im Flussbett
- Integration Fernwärmeleitung
- robuste, wartungsarme und langlebige Konstruktion
Auto-Zahlen sinken
„Wir haben extra keine konkrete Anzahl von Fahrspuren festgelegt. Das müssen dann die Planer anhand der Verkehrsprognosen entscheiden. Die TU Dresden misst den Verkehr seit über 20 Jahren in der Stadt und hat einen deutlichen Rückgang des Autoverkehrs festgestellt. Rollten 2009 noch 46.800 Fahrzeuge jeden Tag über die Brücke, waren es 2023 nur noch 30.500. In zehn Jahren prognostizieren die Verkehrswissenschaftler sogar nur noch rund 23.500 Autos pro Tag, wofür zwei Fahrspuren ausreichen würden.
“Wir wollen aber auch einen gewissen Puffer schaffen, damit Platz für den Verkehr ist, wenn z.B. bei Instandsetzungsarbeiten Teile der Brücke gesperrt werden müssen„, erklärt Prüfer. Zudem soll ein Gremium aus Stadträten, Architekten-, Handels-, Industrie- oder auch Handwerkskammer, ADAC, Naturschutzverbänden und auch des sächsischen Infrastrukturministeriums die Planung begleiten und beratend zur Seite stehen. Damit sieht die Stadtverwaltung die Bürgerbeteiligung abgedeckt, die die AfD explizit fordert.
Das Interesse an der neue Carolabrücke ist groß. Nahmen am Montag zum Bürgerdialog rund 200 Zuhörer im Ratssaal teil, so saßen am Livestream nochmal rund 2000 Dresdner.