- Die Bahnen der DVB bleiben von den Kürzungen größtenteils verschont.
- Die MOBI-Welt der DVB bleibt. Vorerst.
DVB: Das sind die Kürzungen
Aufatmen hieß es am späten Montagabend für ganz Dresden: Die vorab vielbesprochene Liste der Grausamkeiten von OB Hilbert ist vom Tisch, Gelder für wichtige Projekte gefunden. Eines der Top-Themen war dabei die Zukunft der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB). Denn die stand auf sehr wackeligen Beinen.
Die Rede war von gestrichenen Fähren und Bergbahnen, ganzen Linien, die eingespart werden müssten, und längeren Taktzeiten. Seit Montag ist nun klar: Gespart werden muss trotzdem, aber die Ausmaße sind wesentlich geringer. Zudem sei nur von „temporären“ Maßnahmen die Rede, um das bisherige Angebot aufrechtzuerhalten. Ein Überblick.
Mehrere Busse und auch Straßenbahnen betroffen
Noch einmal das Wichtigste: Der 10-Minuten-Takt im Straßenbahn und 60er-Busnetz bleibt. Die DVB sind aber beauftragt, ihr Liniennetz und Angebot zu optimieren. Bis es Lösungen gibt, sollen folgende Änderungen umgesetzt werden:
- Linie 87: endet in Tolkewitz statt in Striesen
- Linie 74: Einkürzung des Linienwegs auf dem Abschnitt Waldschlößchen – Jägerpark
- Linie 7: Taktreduktion zwischen Gorbitz und Pennrich von einem 10-Minuten-Takt auf einen 20-Minuten-Takt
- Einstellung Buslinie 76 und Anbindung der JVA via Alita
- Linie 88: von einem 15-Minuten-Takt auf einen 20-Minuten-Takt
- Ferienfahrplan in Winter-, Oster-, Sommer-, und Herbstferien
Die DVB werden noch einige Wochen benötigen, die Änderungen umzusetzen. Sollte es mehr Zuschüsse, u. a. vom Bund, geben, sollen die Kürzungen gegebenenfalls zurückgenommen werden.
Das sagen die DVB
Stadtrat erwartet Lösungen
In der vom Stadtrat beschlossenen Vorlage heißt es, der erhöhte Zuschuss werde mit der Erwartung verknüpft, "die internen Sparbemühungen bei der DVB konsequent fortzuführen, Synergien mit anderen städtischen Unternehmen zu heben sowie neue Einnahmen- und Sparpotenziale zu erschließen."
Folgende Maßnahmen sollen geprüft werden:
- Verbesserung der Wirtschaftlichkeit des Fahrbetriebs durch Erhöhung der Reisegeschwindigkeit von Bus- und Bahnlinien
- konsequenter Einsatz von Kombitickets bei Großveranstaltungen, insbesondere bei städtischen Unternehmen und auf städtischen Flächen, sowie Überprüfung des VVOinternen Verteilschlüssels
- Kostenreduktion bei Baumaßnahmen (z.B. infolge von Ersatzverkehr) durch Verbesserung der Planungs- und Umsetzungsprozesse zwischen Straßenbauverwaltung, der DVB und weiteren Akteuren
- Erhöhung der Einnahmen aus der Vermarktung von Reklameflächen (Fahrzeugwerbung)
- interne Kostenreduktion z.B. bei Marketing und IT
- Begrenzung von Stellennachbesetzungen auf das notwendige Minimum
- Überprüfung der Notwendigkeit aller Investitionen in Infrastruktur und Fahrzeuge und der damit verbundenen Standards
- Erhöhung des Deckungsbeitrags der MOBIwelt
Mehr Informationen gibt es auch auf der Website der DVB zu den Angebotsreduzierungen.
Was passiert mit der Linie 8?
Ursprünglich sollte auch die Straßenbahnlinie 8 in den Norden verlängert werden, da durch die Ansiedlung der Chipfabriken mehr Arbeiter und somit auch mehr potentielle Fahrgäste in die Stadt kommen. Das fällt nun erst einmal flach und wurde im aktuellen Doppelhaushalt gestrichen.
560.000 Euro werden trotzdem investiert, für Planungen rund um das Vorhaben. Stadtrat Johannes Lichdi kritisierte das - von einer Umsetzung des Projektes sei man nach wie vor weit entfernt. : "Warum nehmen wir uns das nicht vor, mal bis zur Eröffnung der Chipfabriken da oben die Verlängerung der Linie 8 fertig zu haben?" Das Vorhaben zurückzusetzen, sei ein falsches Signal.
Die Linke: „Der Kampf um die Zukunft der DVB ist noch nicht ausgestanden“
Ende gut, alles gut? Mitnichten. Am Mittwoch machte die Partei Die Linke noch einmal deutlich, dass im Stadtrat ja die Überprüfung des gesamten Liniennetzes bis Ende des Jahres beschlossen wurde. Konkret heißt das: weitere Kürzungen sind noch nicht komplett vom Tisch.
Die Initiatoren des Bürgerbegehrens "Dresdner Nahverkehr erhalten", André Schollbach, Tilo Kießling und Jens Matthis, erklären:
"Mit Hilfe des Bürgerbegehrens und dem Druck vieler Dresdnerinnen und Dresdner konnten wir den drohenden Kahlschlag bei den Verkehrsbetrieben vorerst abwenden. Damit wurde ein wichtiger Zwischenerfolg erreicht.
Angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat dürfen wir uns aber keinen Illusionen hingeben. Der Kampf um die Zukunft der DVB ist noch nicht ausgestanden. Jene politischen Kräfte, die einen Abbau im Bereich des öffentlichen Nahverkehrs anstreben, werden bei nächster Gelegenheit erneut versuchen, die geplanten Kürzungen durchzusetzen.
Es gilt: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Nach wie vor besteht die Gefahr einer substanziellen Verschlechterung der Qualität des öffentlichen Nahverkehrs. Es drohen weiterhin erhebliche Einschnitte mit Taktzeitverschlechterungen, Linienverkürzungen, Angebotsreduzierungen und Personalabbau.
Um die angeblich nötigen Streichungen bei den Verkehrsbetrieben zu erreichen, wurden in den vergangenen Monaten alle Hebel in Bewegung gesetzt und mit Tricks und Täuschungen gearbeitet. Oberbürgermeister Hilbert hat mit seiner absurden Behauptung einer drohenden Insolvenz der DVB massiven Druck ausgeübt. Zusätzlich wurden erhebliche Probleme durch die Ankündigung des Abzugs städtischer Gelder aus den Technischen Werken künstlich hervorgerufen. In dieser Auseinandersetzung wurde sogar die Verursachung eines erheblichen wirtschaftlichen Schadens billigend in Kauf genommen.
Angesichts dieser Umstände werden wir das Bürgerbegehren "Dresdner Nahverkehr erhalten" fortsetzen. Wir bitten die Dresdnerinnen und Dresdner, das Bürgerbegehren weiter aktiv durch die Sammlung von Unterschriften zu unterstützen. Denn nur wenn das Bürgerbegehren erfolgreich abgeschlossen wird, können wir den gegenwärtigen Standard des öffentlichen Nahverkehrs sicher gegen erneute Angriffe verteidigen."

