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Dresdner Schülerin vom Bundespräsidenten geehrt

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Ein zwölf Kilometer langer Fluss im Erzgebirge hat es einer Dresdner Abiturientin so sehr angetan, dass sie für ihre Arbeit darüber sogar einen 1. Preis im Bundesgeschichtswettbewerb bekam. 

Die Schwarze Pockau - jahrzehntealng Grenzbach zwischen der DDR und der Tschechoslowakei. Doch Wachtürme oder Zäune gibts hier schon lange nicht mehr. Gerade diese heute unsichtbare Grenze machte Florence Gosset neugierig. Sie wollte die großen geschichtlichen Ereignisse wie das Ende des 2. Weltkrieges, den Prager Frühling und die Wiedervereinigung Deutschlands an dem Fluss festmachen. 

Inspiriert von den Großeltern

„Ich wollte halt untersuchen, wie diesse großen Zäsuren Auswirkungen auch auf kleine Regionen haben wie meine Region, die Schwarze Pockau“, erklärt Florence in Berlin. 

Durch zahlreiche Wanderungen mit ihren Großeltern kannte die Dresdnerin die Gegend gut: „Meine Großeltern erzählten mir, dass es früher relativ einfach gewesen sei, über den Grenzübergang Reitzenhain in die ČSSR zu reisen“, erinnert sie sich. 

Tatsächlich war die Schwarze Pockau bis 1945 vor allem eine natürliche Grenze. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs änderte sich das: Die Grenze wurde gesichert, die Vertreibung der Sudetendeutschen brachte tausende Menschen ins Erzgebirge, beide Seiten entfernen sich voneinander. „Wenn man auch nach den anderen zäsuren fragt, die Leute kommen immer wieder zurück auf die Sudetenfrage 1945, weil sie das auch sehr emotional getroffen hat. Menschen sind aus ihrer Heimat vertrieben worden, mussten Familien verlassen und ein neues Zuhause finden mussten“, so die Dresdnerin. 

Zeitzeugen besucht

Florence recherchierte in Bibliotheken und Archiven, sichtete Literatur, Akten, Zeitungsartikel und auch auf Mikrofilme. Entscheidend waren aber ihre Gespräche Zeitzeugen. 

Besonders prägend war die Begegnung mit Monika Marx, die 1945 als Sudetendeutsche aus Böhmen vertrieben wurde und mit ihrer Familie im Erzgebirge neu anfangen musste. Weitere Interviews mit einem Ortschronisten und einem Heimatforscher berichteten von Geschichten über Panzerdurchfahrten während des Prager Frühlings 1968 oder Festnahmen mutmaßlicher Flüchtlinge im Herbst 1989.

Staatsoberhaupt gratuliert

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier lud alle Preisträger zur Preisverleihung und einem Empfang ins Schloss Bellevue, seinem Amtssitz. Dort lobte er das Engagement der jungen Menschen: „Die historische Spurensuche hat sich gelohnt - für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, ihre Schulen, Städte und Regionen. Aber auch für unser Land und vor allen Dingen für unsere gemeinsame Erinnerungskultur.“

Florence Gosset sammelte ihre Recherchen in einem illustrierten, 30-minütigen Podcast, der ab Januar auch im sächsich-böhmischen Museum in Marienberg zu hören sein wird. 

Audio:

Bundespräsident Steinmeier gratuliert
Mitschnitt der Preisverleihung an Florence Gosset