++ EIL ++
  • Ministerin Regina Kraushaar winkt den ersten Autofahrern hinterher, die ab heute wieder die Elbbrücke in Bad Schandau befahren dürfen
  • Die Brücke wird videoüberwacht, um Brummifaher mit mehr als 7,5 Tonnen zu erwischen
  • Der Verkehr über die Elbe in Bad Schandau rollt wieder - als hätte es die Sperrung am 6. November 2024 nie gegeben

Brücke wieder frei! Was Sie jetzt wissen müssen

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Heute Mittag war es soweit: Sachsens Infrastrukturministerin Regina Kraushaar (CDU) höchstpersönlich kam nach Bad Schandau, um die seit 155 Tagen gesperrte Elbbrücke wieder frei zu geben. Fußgänger, Radfahrer und Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen dürfen problemlos wieder drüber. Aber ...

Busse weiterhin verboten

Da die Linienbusse der RVSOE GmbH das zulässige Gesamtgewicht von 7,5 Tonnen deutlich überschreiten, dürfen sie weiterhin nicht über die Elbbrücke fahren. Lediglich Betriebsfahrten, die ohne Fahrgäste erfolgen, dürfen im Ausnahmefall und außerhalb der Spitzenlastzeiten unter Vollsperrung für den sonstigen Verkehr auf die Brücke fahren. So gab es jetzt der RVSOE bekannt. Das zum Monatsbeginn eingeführte Busangebot bleibt damit weiterhin bestehen, so dass sowohl für die Linie 241 (Pirna - Königstein - Bad Schandau - Lichtenhainer Wasserfall – Hinterhermsdorf) als auch für die Linie 252 (Schöna - Reinhardtsdorf - Bad Schandau - Ostrau / Schmilka) die Teilung in einen linkselbisch und rechtselbisch geteilten Busverkehr erhalten bleibt. Eine Ampelregelung für Busse wäre, laut Brücken-Experte Prof. Steffen Marx von der TU Dresden, möglich. Sie wird nun weiterverfolgt.

Warum man bei 320 Tonnen Höchstlast auf der Brücke dann doch keine Linienbusse (ca. 20 Tonnen) auf die Brücke lässt, erklärt Marx so: Die Brücke habe ja Schäden im Beton und „ähnlich wie beim Verdacht auf einen schwerkranken Patienten, den würde man ja auch nicht auf den Mount Everest schicken“, so Marx. Sondern erst das Belastungs-EKG vollständig auswerten. Man nähere sich der Lösung einmal durch die Materialproben und die Diagnostik vor Ort und „auf rechnerischem Wege“, so Marx. Letzteres sei aufgrund der enormen Datenmengen, die der Belastungstest ergeben habe, noch nicht abgeschlossen. Und würde „noch ein paar Tage dauern“, so Stephan Berger vom Infrastrukturministerium.

Polizeikontrollen

Ob sich - außer den Busfahrern - auch alle anderen Brummi-Fahrer an die Lastbegrenzung von 7,5 Tonnen halten, sei „eine Frage der polizeilichen Kontrolle“, so Berger. Die Umleitung mit Tonnage-Begrenzung sei bereits ab der Autobahnabfahrt ausgeschrieben. 

Behelfsbrücke unnötig?

Unabhängig vom Belastungstest hatte die Ministerin aber immer wieder auf die Notwendigkeit einer Behelfsbrücke hingewiesen. Diese solle 31 Mio.Euro kosten und aus Fertigteilen bis zum Frühjahr nächsten Jahres stehen. Ob das jetzt so kommt, bleibt erstmal offen bis alle Daten ausgewertet sind. Die Bestellung für die Behelfsbrücke beim Bund wolle man vorerst aufrecht erhalten.

Brückenexperte Marx regt aber aufgrund der Untersuchungsergebnisse an, über den Neubau der Elbbrücke grundsätzlich nochmal nachzudenken: Wenn man „die Brücke sehr langfristig erhalten kann und das wäre aus meiner Sicht eine Überlegung wert“, so Marx, müsse man die Behebung der Betonschäden vorrangig betrachten. 

Zum Hintergrund: Bereits unmittelbar nach der Sperrung der Brücke im November wurden Risse im Beton mit sogenannten Rostfahnen (Wasserspuren,die verrostet waren) zu sehen. Das sei sogenannter Betonkrebs, bei dem sich Kiesel und Zement nicht optimal verbinden und von innen zersetzen. Das sei aber zum Beispiel durch das Aufbringen einer sehr leichten, aber hoch belastbaren Carbonbetonschicht auf der Fahrbahn beherrschbar: „Wichtig ist, das Wasser aus der Brücke raus zu halten. Wenn wir das gelöst kriegen, (...) dann hätte die Brücke tatsächlich noch eine längerfristige Perspektive.“

Fähre kostet wieder

Der gerade erst neu angelegte Fähranleger nahe des Lidl-Marktes werde auch nach der Brückenöffnung vorerst weiter bedient, so Bürgermeister Kunack. Schließlich habe der RVSOE auch die Busfahrpläne darauf ausgerichtet, die seit letztem Wochenende für die gesamte Sommersaison gültig seien. „Allerdings kostet die Fähre dann wieder den regulären Tarif“, so Kunack.

Die Schandauer Elbbrücke werde weiter messtechnisch überwacht, so die Experten. „Wenn es knackt, wovon wir nicht ausgehen, bekommen meine Mitarbeiter über die Messsysteme eine sms aufs Handy“, so Marx. 

Bereits diese Woche begannen die ersten Osterferien in anderen Bundesländern und damit die Hauptsaison für den Tourismus im Elbsandsteingebirge. Die wird nun definitiv entspannter ...

Audio:

Prof. Steffen Marx zu den Testergebnissen
Stephan Berger zur Behelfsbrücke