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Blick zu den Sternen vom Kleinod in Dresden Gönnsdorf

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Seit 1976 prägt eine Kuppel das reizvolle Schönfelder Hochland wie kaum ein anderes Bauwerk. Es ist die Sternwarte Gönnsdorf. Schon von Weitem, ob vom Triebenberg oder Weißig, zieht das Kleinod Blicke an.

Von 1973 bis 1975 baute die Technische Universität Dresden auf dem Turmberg die Sternwarte Ein Jahr später war die Einweihung. Grund für den Bau auf dieser Höhe: An dem Ort herrschte Ruhe, fuhren wenig Autos, künstliches Licht störte die Erforschung des Weltalls nicht. Das änderte sich mit dem Bau von Einfamilienhäusern auf benachbarten Grundstücken, was verbunden mit Beleuchtung von Wohnungen und Straßen war. Das für die Wissenschaftler lästige Licht gefiel den Sternguckern überhaupt nicht. Von nun an hatte die Universität kein Interesse mehr an dem Forschungsobjekt. Damit begann eine der wohl rührendsten Geschichten der Stadt.

Im Jahr 2006 gab die Universität die Liegenschaft an das Sächsische Immobilien- und Baumanagement ab. „Ich war seit 2004 im Ortschaftsrat Weißig. Wir bemühten uns, dass wir die Warte erhalten. Vier Jahre später stimmten alle im Rat zu, dass wir sie bekommen. Es sollte ein Kinder- und Jugendfreizeitprojekt werden., erzählt die heutige Vorsitzende des Sternwarten-Vereins Renate Franz. Der Beschluss elektrisierte die Hochländer und es sollte eine Welle der Hilfe und Unterstützung für nun ihre Sternwarte beginnen.

“Die Technik war raus, uns blieb nur noch die Hülle. Die Kuppel war marode und wir hatten kein Geld für eine Sanierung, waren ausnahmslos auf Spenden angewiesen„, so die leidenschaftliche Beobachterin der Sterne und Planeten. Eine Frage stellten sich die Hochländer gleich zu Beginn. Was soll mit der Sternwarte geschehen? Renate Franz: “Wir luden Leute ein, um darüber zu sprechen. Dreizehn kamen, darunter war ein Pfarrer und eine japanische Schriftstellerin, die in Dresden wohnte. Alle brachten ihre Ideen ein. Am Ende stand fest: Wir realisieren das geplante Kinder- und Jugendprojekt.„

Danach ging alles sehr schnell. Es musste saniert werden. Die alte Elektrik wurde entfernt, neue Kabel verlegt. Alles wurde gespendet, Farbe auch. Das Gerüst für die Kuppel stellte eine Firma aus Pirna zur Verfügung. “Allein die Erneuerung der Kuppel kostete 100.000 Euro. 2010 konnten wir die Sternwarte einweihen. Jedoch ohne Technik.„ Was ist aber eine Sternwarte ohne Teleskop? Auch hier kam wieder Hilfe! “Ein Unternehmen aus Rhede im westlichen Münsterland schenkte uns vier kleinere Teleskope. Wir sind noch heute freundschaftlich verbunden. Später erhielten wir ein 16. Zoll Teleskop, das elektronisch gesteuert wird. Das war eine Leihgabe des Helmholtz-Zentrums Rossendorf. Es kamen ältere Leute die sagten, dass sie noch ein Teleskop im Schrank haben.„

Am 4. Januar 2011 war es dann so weit. “An dem Tag begrüßten wir die erste Schulklasse. Sie war aus Pieschen. Die Kinder freuten sich. die partielle Sonnenfinsternis bei uns zu beobachten.„ An dem Tag war es kalt. Es fehlten Toiletten. “Da kam die Idee, dass wir einen Antrag für ein Funktionsgebäude mit Sanitäranlagen und einem Vortragsraum stellen.„ Der Antrag wurde genehmigt. Auch hier halfen wieder mittelständische Unternehmen aus dem Hochland und Umgebung. Nach Beendigung des Baus sponserte die Stiftung Jugend und Sport der Ostsächsischen Sparkasse ein Sonnenteleskop. Richtet man es auf die Sonne, dann erscheint sie wie eine überreife Orange.

Alle Spender und Sponsoren sind namentlich auf einer Tafel aufgeführt. Gemeinsam schufen sie ein Kleinod im Schönfelder Hochland. 2018 wurde aus der Interessengemeinschaft ein Verein gegründet. Alle 21 Mitglieder sind ehrenamtlich tätig.

Das Jahr 2023 war ein Besonderes für den Verein. “Am 1. Mai erhielten wir das Erbbaurecht„, sagte Renate Franz. Was die Mitglieder des Vereins besonders freut, ist die Begeisterung von Kindern für die Astronomie. Für Kinder der ersten bis vierten Klasse sowie aus den Klassen neun bis zwölf existieren bereits Arbeitsgemeinschaften. Eine Gruppe der Klassen fünf bis acht ist im Aufbau. “Sprechen wir mit ihnen über die Planeten, wie über den Mars, dann sagen wir, lernt, vielleicht ist dort eines Tages euer Arbeitsplatz.„

Für die Erhaltung und den öffentlichkeitswirksamen Ausbau der Sternwarte Gönnsdorf überwies das Ministerium für Regionalentwicklung 220.000 Euro. Informationen zu Vorträgen und anderen Veranstaltungen gibt es hier.