- Die Gläserne Manufaktur war vor 25 Jahren der Prestige-Bau von VW. Jetzt ist ihre Zukunft ungewiss
- Nur 6000 Fahrzeuge, darunter die Sonderedition "fire + ice" des ID.3 liefen dieses Jahr in Dresden noch vom Band
- Manufaktur-Betriebsratschef Thomas Aehlig (li.) und Stefan Ehly von der IG Metall stellen ihre Pläne für die Manufaktur vor
Betriebsrat: „Das sind unsere Ideen für die Gläserne Manufaktur“
Sie war vor 26 Jahren das Prestige-Objekt von VW, ein Edel-Schaufenster in die Autoproduktion. Doch der Verkauf des Flagschiffs, VW Phaeton, lief immer schlechter, die Manufaktur musste sich immer wieder neu erfinden. Nun steht zum Jahresende fest: Die Produktion des ID.3 wird in Dresden eingestellt. Doch was dann?
„Wir haben eine Standortzusage und eine Beschäftigungssicherung. Soll heißen, dass sich das Unternehmen zu einer Innovations- und Produktonsentwicklung verpflichtet hat, so dass der Standort vernünftig ausgenutzt wird und die Mitarbeiterzahl gehalten werden kann“, so Stefan Ehly von der IG Metall. Im Moment ist noch von 300 Mitarbeitern in Dresden die Rede. Ein Viertel davon soll, Medienberichten zufolge, einen Aufhebungsvertrag bzw. Altersteilzeit akzeptiert werden. Doch was die verbleibenden Mitarbeiter ab Januar tun - ist offen.
Deswegen wandten sich Betriebsrat und IG Metall heute mit ihren Plänen an die Öffentlichkeit. Motto: „Neustart Faszination Forschung“.
So heißen auch die drei Standbeine, die die „entfallende Serienproduktion kompensieren“ sollen, so Ehly. Neben der VW-internen und hiesigen Forschung am Auto der Zukunft, u.a. in Zusammenarbeit mit der TU Dresden, ist ein weiterer Schwerpunkt autonomes Fahren. Zudem sollen mit Montage von Vorserien- und Sonderfahrzeugen sowie Testparcours und einem Fabriklabor mehr Erlebnisse geschaffen werden. Auch die Ausweitung der Auslieferung „auf eventuell alle VW-Modelle in Dresden“, könnte sich Betriebsratschef Thomas Aehlig vorstellen. So entstehe ein Gewinn für den gesamten Konzern, indem Ideen aus der Forschung in die industrielle Anwendung gebracht würden.
Belegschaft verunsichert
Im Dezember endet hier die Serienproduktion des Elektroautos ID.3 Bereits im Dezember letzten Jahres hatte VW Konzepte versprochen. Geliefert wurde bisher noch nicht. „Das verunsichert die Belegschaft enorm, sie wird immer nervöser“, so Ehly. „Eine dreistellige Anzahl von Kolleginnen und Kollegen hat von Angeboten (Abfindung, Altersteilzeit, d.R.) bereits Gebrauch gemacht. Mit einer verbliebenen zweistelligen Zahl an Kolleginnen und Kollegen sind wir noch in Gesprächen. Wir sind optimistisch, auch hier gemeinsam gute Lösungen zu finden“, hieß es weiter. Auch Wechsel in andere Werksteile von VW seien nach wie vor eine Option.
Ferner befinde sich das Unternehmen derzeit in Gesprächen mit dem Land Sachsen, in denen es darum geht, etwaige Kooperationen sowie mögliche Nutzungskonzepte für nicht mehr benötigte Flächen in der GMD auszuloten. Dazu verhandelt VW mit der Technischen Universität Dresden. Ministerpräsident Michael Kretschmer sicherte dem Betriebsrat seine Unterstützung zu.
Spekulationen gab es auch, ob die Gläserne Manufaktur als Zentraldepot der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden oder als Heimat einer geplanten Akademie für den Komponisten Richard Wagner dienen könnte - beides eher unwahrscheinlich. Die VW-Spitze selbst will sich erst am 4. Dezember bei einer Betriebsversammlung konkreter äußern.
Manufaktur einzigartig
Laut IG Metall und Betriebsrat ist die Gläserne Manufaktur bis heute weltweit einzigartig, ihre Nutzung vertraglich festgeschrieben. Andere Nutzungskonzepte – etwa als Büro – seien nicht ohne weiteres umsetzbar. Ziel sei es, „authentische Werksverhältnisse“ zu behalten und gleichzeitig die Sparvorgaben zu berücksichtigen. „Die Montage von Autos ist das Herz der Gläsernen Manufaktur. Volkswagen darf dieses Herz nicht ins Koma versetzen, ohne einen neuen guten Plan für den Standort mit all seinen Beschäftigten umzusetzen. Mit unseren Vorschlägen können wir eine sinnvolle Beschäftigung der Menschen vor Ort erreichen“, erklärte Aehlig.


