++ EIL ++
  • Blick vom Ostrauer Aufzug am Montag vormittag über Bad Schandau. Im Vordergrund die Toskana Therme
  • in der Schandauer Innenstadt hatten sich Restaurants und Läden mit Sandsäcken verbarrikadiert. Doch die Lage entspannt sich langsam
  • Moritz Hitzer betreibt mit seinem Vater das Bio-Hotel Helvetia in Schmilka, das vom steigenden Elbpegel (re.) bedroht wird
  • Bad Schandaus Feuerwehr-Chef Kai Bigge kann das Schlauchboot in der Wache lassen. Er ist dankbar, dass die schlimmen Hochwasser-Prognosen scheinbar nicht eintreten

Bad Schandau trotzt dem Hochwasser

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Erst die Waldbrände, nun wieder Elbe-Hochwasser - die Tourismus-Metropole Bad Schandau im Elbsandsteingebirge muss sich immer wieder auf Naturkatastrophen einstellen. Und lernt dabei, damit umzugehen.

Bereits seit dem Wochenende räumten Hoteliers die Keller und Erdgeschosse ihrer ufernahen Hotels frei, die Schandauer Feuerwehr (120 Kameraden) erstellte Notfalldienstpläne, Kindergarten und Schule wurden für einen Notbetrieb am Montag beräumt. Und dann kam das Elbwasser doch nicht so schlimm, wie vom Landeshochwasserzentrum vorher gesagt.

„Wir sind jetzt bei einem Pegel in Schöna von 6.13 Meter, eigentlich waren da schon 7.50 Meter vorausgesagt“, sagt Schandaus Bürgermeister Thomas Kunack am Montagmittag erleichtert. Auch Straßensperren an den neuralgischen Punkten (Hotel Lindenhof), B172 Richtung Schmilka und ins Kirnitzschtal waren bisher noch nicht nötig, folgen erst bei einem Wasserstand von 6,50 Meter. 

Grundschule und Kita in Bad Schandau bleiben am Dienstag dennoch geschlossen. Grund: Am Wochenende wurde bereits viel beräumt, am Montag gab es einen Notbetrieb. „Und am Dienstag räumen wir alles wieder zurück, brauchen dafür aber einfach den Platz“, erklärt Kunack die Schließung der städtischen Einrichtungen.

Die Kurstadt liegt im Nieselregen, Urlauber sind unterwegs, einige wagen sich bis zum überspülten Elbufer vor dem Hotel „Elbresidenz“, um Fotos zu machen. Das Hotel, das bereits schwer in der Flut 2002 in Mitleidenschaft gezogen wurde, hat sich mittlerweile eigene Spundwände angeschafft. Auch wurden am Montag vorerst keine neuen Gäste aufgenommen. Ab Dienstag soll die „Elbresidenz“ wieder regulär ihre Türen öffnen.

Die beliebte Toskana-Therme hat mittlerweile auch einen wasserdichten Keller und ist bisher von den Elbe-Fluten verschont geblieben. Sie hat, laut Unternehmen, regulär geöffnet.

Vorsichtig optimistisch gibt sich auch Moritz Hitzer. Er bewirtschaftet im Grenzort Schmilka das Bio-Hotel „Helvetia“ und weitere Pensionen und Ferienwohnungen, eine Bio-Brauerei, Bio-Bäckerei, Sauna und Restaurants. „Ungefähr die Hälfte unsere 120 Betten liegen in Objekten in unmittelbarer Elbnähe“, erklärt der Unternehmer. Überall wurde seit dem Wochenende geräumt. Keller geleert, Stromleitungen hoch gehangen, Wasseranschlüsse gesichert. „Eigentlich hätten wir beim vorher gesagten Pegel am Montag früh das Hotel räumen müssen und die Gäste in andere Objekte umbuchen müssen. Doch der Pegel blieb zum Glück unter den Erwartungen. Jetzt nutzen meine Mitarbeiter die Zeit, die ausgeräumten Kellerräume, die sonst u.a. für Yoga genutzt werden, gründlich zu reinigen.“ Wenn sie denn schon mal leer stehen...

Für den Flut-Fall ist das Hotel mittlerweile gut gerüstet. „Nach der letzten Flut haben wir sämtliche technische Anlagen aus dem Keller in höhere Räume verlagert“, so Hitzer. Zudem hätte er im Flut-Fall eher selber den Hahn aufgedreht: „Wir hätten den Keller parallel mit Frischwasser geflutet, damit das schlammige Elbwasser draußen bleibt und auch unsere große Glasscheibe im Keller nicht von den Wassermassen des Flusses eingedrückt wird.“

Kletter-Urgestein Bernd Arnhold hingegen half mit seinen mittlerweile 80 Jahren am Montagnachmittag höchstpersönlich, die ausgeräumten Regale seines Schandauer Bergsportladens wieder zu befüllen. Auch Touristen kamen schon wieder zum shoppen.

Und auch Bad Schandaus Feuerwehr-Chef Kai Bigge ist optimistisch, dass die Region mit einem blauen Auge davon kommt. Nach den Krisen-Sitzungen am Wochenende begann seine Woche nun „entspannt“: „Wir haben ja schon mehrere Hochwasser miterlebt. Man muss es beobachten, sich auf die Pegel verlassen. Wir haben nur geplant, noch keine Maßnahmen ergriffen.“ Die aktuelle Prognose für den Scheitel der Elbe liegt am Mittwoch in Schöna etwas über 6 Metern (Alarmstufe III). Bigge: „Das beunruhigt uns noch nicht. 2002 hatten wir einen Pegel von 12,04 Meter beim Pegel Schöna...“

Audio:

Feuerwehr-Chef Kai Bigge behält die Ruhe
Bad Schandaus Bürgermeister Thomas Kunack
Hotelier Moritz Hitzer aus Schmilka