- Die Elbbrücke in Bad Schandau ist seit November gesperrt. (Archivbild)
 - So sieht die Planung für die Behelfsbrücke aus Fertigteilen aus
 - Ministerin Kraushaar (Mitte) lud zum Bürgerdialog nach Bad Schandau, an dem auch Landrat Geisler (2. v.r.) und Schandaus Bürgermeister Kunack (re.) teilnahmen
 
Bad Schandau bekommt neue Brücke für 31 Millionen Euro
Diese Nachricht ließ sich Sachsens neue Infrastrukturministerin Regina Kraushaar nicht nehmen und verkündete sie höchst persönlich beim Bürgerdialog am Montagabend im Kurhaus von Bad Schandau: Die Stadt bekommt eine Behelfsbrücke über die Elbe, die die gesperrte Elbbrücke ersetzen und den Einwohnern, Pendlern und Firmen wieder kürzere Wege bescheren soll.
Die neue Brücke in Fertigteilbauweise hat zwei Spuren (frei für Auto- und Schwerlastverkehr) plus Fußweg, ist 206 Meter lang und verläuft zukünftig vom Kreisverkehr am Bahnhof direkt über die Elbe auf die B172 zu. Sie sei die kostengünstigste und zeitsparendste Variante der sechs untersuchten Möglichkeiten gewesen, so Kraushaar.
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Sechs Varianten geprüft
"Wir können einen weiteren Meilenstein vorstellen, der von allergrößter Bedeutung für den Tourismus, die Wirtschaft und die Bürgerschaft ist", so die Ministerin. "Diese Behelfsbrücke, deren Bau wir schon fest im Auge haben, wird insgesamt rund 31 Millionen Euro kosten. Sie wird unabhängig vom Ausgang des Belastungstests, der nächste Woche startet, gebaut werden, denn wir werden die Behelfsbrücke in jedem Falle dann brauchen, wenn die Elbbrücke erneuert wird.
Die Behelfsbrücke entspreche allen Anforderungen, so Kraushaar. Sie könne entsprechende Verkehrslasten tragen und werde auch großen Hochwässern standhalten können. Die Durchfahrt der Schiffe auf der Elbe sei auch gewährleistet.
Hotelier und Gastronom Sven-Erik Hitzer (Helvetia Bio-Hotel Schmilka) gab der Ministerin dennoch die Bitte mit auf den Weg, die geprüfte Variante über die schon bestehende Eisenbahnbrücke nicht ganz zu verwerfen. Dort sei ebenfalls Platz für weitere Fahrstreifen und sie könnten längerfristig erhalten bleiben und würden nicht, wie die Behelfsbrücke, in ein paar Jahren wieder abgerissen.
Dazu erklärte Ingenieur Stephan Berger, es habe keine konkrete Zusage für die Nutzung durch die Deutsche Bahn gegeben. Zudem sei der Bau dort wesentlich zeitintensiver, da man sich mit dem Eisenbahnbundesamt und der DB abstimmen müsse. "Diese Variante hat sich als kostspieliger und zeitaufwendiger heraus gestellt."
Verkehrswende fällt aus
Auf die Frage eines Bürgers, ob die Brückensperrung nicht auch zum Umdenken beim Verkehr - sprich mehr Rufbusse und Radwege - genutzt werden solle, antwortete Landrat Michael Geisler knallhart: "Es wird weder neue Radwege noch mehr Busse geben. WIr können uns das System ÖPNV so schon kaum leisten. Die Kostensteigerungen sind enorm." Er verwies darauf, dass der Landkreis vor sieben Jahren noch 6 bis 7 Mio. Euro in den Nahverkehr steckte und nun seien es mittlerweile 25 Mio. Euro pro Jahr. Derzeit bezuschusse man die kostenlose Fähre und die zusätzlichen Busverbindungen mit 200.000 Euro im Monat.
"Bis Juni kann der RVSOE das aus der Liquidität finanzieren, danach springt der Landkreis ein und müsste einen Dispokredit dafür aufnehmen", so Geisler. Thomas Kunack, Bürgermeister von Bad Schandau, verbucht die Behelfsbrücke als einen Teilerfolg. Doch er weiß, dass mit den beengten Parkmöglichkeiten an den Brückenenden und begrenzten Fähr-Kapazitäten in der nahenden Tourismussaison schwierige Monate auf die Region zukommen werden. Es sei denn, der Belastungstest an der gesperrten Elbbrücke verläuft nächste Woche positiv. Dann könnte diese Ende April wieder für Autos, Radfahrer und Fußgänger geöffnet werden.
Baustart für die Behelfsbrücke soll dennoch im Oktober diesen Jahres sein. Der eigentliche Brückenteil über die Elbe kostet 17,5 Mio. Euro, die Zufahrt zur Brücke über die Bahngleise (ebenfalls als Brücke) kosten weitere 13 Millionen Euro und dauert insgesamt acht Monate. Für die Anbindung des Bauwerks ans Straßennetz veranschlagten die Experten weitere 600.000 Euro. Im Frühjahr 2026 könnte die Behelfsbrücke dann öffnen.


