- Mit Hochdruck arbeiteten die Bagger am Abriss der Carolabrücke.
- Die Abrissarbeiten am regenreichen Freitagmittag.
Carolabrücke: Abrissarbeiten vorerst beendet
Vor dem erwarteten Hochwasser sind wichtige Abrissarbeiten an der zum Teil eingestürzten Carolabrücke über die Elbe in Dresden abgeschlossen worden. Das betrifft den Teil der Brücke am Ufer zur Neustadt. Damit sind die Arbeiten schneller beendet worden als zunächst geplant. Ursprünglich war Sonntagabend angestrebt worden. Ein Teil der Brücke liegt aber noch immer in der Elbe.
Die Einsatzkräfte hatten wegen der drohenden Hochwassergefahr mit Hochdruck an der Beräumung des Ufers gearbeitet. Brückenteile wurden zerkleinert und mit dem Lastwagen abtransportiert.
Innerhalb von 47 Stunden wurde das Neustädter Ufer beräumt. Seit Donnerstagabend liefen die Arbeiten Tag und Nacht. Insgesamt waren etwa 13 Großgeräte mit einem Gewicht von über 40 Tonnen, 18 Sattelzüge, zehn Abräumcontainer und ein 24-Stunden-Hydraulikservice sowie zwei Bergepanzer der Bundeswehr vom Typ Büffel im Einsatz.
Mit Erfolg: Am Samstagabend, gegen 18 Uhr, war es vollbracht, die Bagger konnten in den Ruhestand gehen, das schwere Gerät und auch die Bergepanzer zogen ab. Einige Bagger bleiben aber für restliche Abrissarbeiten noch vor Ort.
Die verbliebenen Brückenteile auf der Altstädter Seite werden verbleiben, soweit sie nicht von selbst fallen.
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Weitere Bilder der Abrissarbeiten in der Galerie









THW zieht sich größtenteils zurück
Für den Abtransport der schweren Brückenteile hatte das THW Ausweichstellen aus Straßenbauplatten auf dem Elberadweg eingerichtet. Die LKWs fuhren bis zur Hafencity weiter zu einer Zwischenlagerfläche am Alten Leipziger Bahnhof.
Diese Straßenbauplatten sind seit Samstag wieder zurückgebaut. Gerade noch rechtzeitig, denn der Bereich ist mittlerweile überflutet.
Das Technische Hilfswerk (THW) war mit mehr als 160 Ehrenamtlichen vor Ort, sie halfen unter anderem mit der Absicherung, Vermessungen und Überwachung der Brückenzüge, der Sprengung und Beleuchtung der Arbeitsareale. Neun Ortsverbände waren im Einsatz. Einige Helfer bleiben noch, um die Brücke weiter zu überwachen.
Eingestürztes Brückenteil bleibt in der Elbe
Das zuerst eingestürzte Brückenteil bleibt zunächst in der Elbe liegen. Umweltsamtsleiter René Herold erwartet, dass es überspült wird und sich nur ein leichter Rückstau von 30 bis 50 Zentimeter bildet.
Das Teil kann nach Angaben der Leiterin des Straßen- und Tiefbauamtes, Simone Prüfer, erst entfernt werden, wenn das Hochwasser abgeklungen ist. Ein Konzept für den Abbruch sei in Arbeit.
Wichtig für das Hochwasser sei laut Dresdner Umweltamt vor allem der freigeräumte Uferbereich, um der Strömung eine Ausweichmöglichkeit um die noch im Wasser liegenden Brückenteile zu ermöglichen.
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Weitere Details zur Ursache gefunden
Bei Prüfungen an der Einbruchstelle der teilweise eingestürzten Carolabrücke ist Korrosion erkannt worden. Man habe vor Ort festgestellt, dass die Stahllitzen, die sich als Stützkonstruktion im Beton der Brücke befinden, schon zum Teil korrodiert waren, sagte die Leiterin des Straßen- und Tiefbauamtes, Simone Prüfer. "Der Schwachpunkt ist der Pfeiler in dem Moment gewesen."
Auch an den nach stehenden Zügen A und B würden Untersuchungen durchgeführt. "Der Zug B, das wissen wir schon und das ist erkennbar, zeigt auch Verformungen auf im 8- bis 15-Zentimeter-Bereich." Das Geländer sei voneinander weg gedriftet.
Oberbürgermeister Dirk Hilbert hatte angesichts des drohenden Elbe-Hochwasser einen Krisenstab einberufen. Er kam täglich zusammen. Mit dem Ende der Abrissarbeiten liegt der Fokus nun erst einmal auf das angekündigte Hochwasser.
Die beiden noch stehenden Stränge der Brücke bleiben weiterhin gesperrt. Wie schwer sie durch den Einsturz in Mitleidenschaft gezogen worden sind, ist noch unklar.
Sprengungen für Abriss notwendig
Um den Brückenteil auf der Neustädter Seite zu entfernen, waren am Donnerstagabend zwei kontrollierte Sprengungen notwendig.
Dadurch wurden Leitungen durchtrennt, anschließend konnten die Bagger loslegen.
Sprengung: 1. Versuch
Sprengung: 2. Versuch
Dresden bereitet sich aufs Hochwasser vor
In Dresden wird für Mitte der Woche der Hochwasserscheitel der Elbe erwartet. Am Mittwoch und Donnerstag sollen sich nach Angaben des Landeshochwasserzentrums die Wasserstände um den Richtwert der Alarmstufe 4 - rund sieben Meter - bewegen. Normal sind in Dresden zwei Meter. Die Stadt hat daher ihren Hochwasserabwehrplan in den Gang gesetzt. Mehr Infos gibt es in unserem Artikel "Hochwasser an der Elbe: Pegel steigen".
Am Pegel Schöna kurz nach der deutsch-tschechischen Grenze wird der Scheitel bereits am Mittwoch in den frühen Morgenstunden erwartet. Auch hier dürfte der Richtwert der Alarmstufe 4 erreicht werden.
Bei Alarmstufe 4 besteht dem Landeshochwasserzentrum zufolge Gefahr für Leib und Leben. Es gibt Überschwemmungen größerer bebauter Gebiete, Deiche können überströmt werden oder brechen.
Wird die Augustusbrücke künftig von Autos genutzt werden dürfen?
Mit Blick auf die angespannte Verkehrslage nach dem Wegfall der teils eingestürzten Carolabrücke in Dresden denkt die Stadt nun auch über die Nutzung der eigentlich autofreien Augustusbrücke nach. Es wird geprüft, ob das sinnvoll ist, sagte Oberbürgermeister Dirk Hilbert im Stadtrat.
Die über 100 Jahre alte Elbquerung, die zu den Dresdner Sehenswürdigkeiten zählt, wurde vor einigen Jahren generalüberholt. Seit der Freigabe 2022 darf sie nur noch von Straßenbahnen, Fußgängern, Radfahrern und Taxis genutzt werden.
Brücke ist in Bewegung - Kompletter Neubau erforderlich?
Inzwischen wurde festgestellt, dass sich auch der mittlere Brückenzug - der, worüber der Verkehrsversuch lief - durch die Erschütterung gesetzt hat. Der Abstand der Geländer habe sich um 20 Zentimeter vergrößert, sagte Tiefbauamtschefin Simone Prüfer im Stadtrat.
Die Stadt muss die Carolabrücke daher vermutlich komplett neu aufbauen. Fest steht das aber noch nicht. Die Brückenzüge A und B werden die kommenden Wochen genauestens überwacht, dann soll eine Entscheidung getroffen werden, so Oberbürgermeister Dirk Hilbert.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Bundesumweltministerin Steffi Lemke haben ihre Unterstützung für den Wiederaufbau der Carolabrücke zugesagt. Der Einsturz sei ein Schock und ein Alarmsignal, sagten die beiden Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Wir sind heilfroh, dass bei dem Brückeneinsturz niemand zu Schaden gekommen ist."
Für einen schnellen Neubau habe die Bundesregierung schon viele Möglichkeiten gesetzgeberisch geschaffen, so Habeck und Lemke. "Ersatzneubauten sollten und können sehr schnell genehmigt werden. Und wenn es noch irgendwo hakt, dann sehen wir zu, dass man das gelöst bekommt."
An der Brücke wurde auch ein sogenanntes Tachymeter installiert, heißt es von der Stadt. Mit dem Gerät könnten per Lasertechnik im Zehntelmillimeter-Bereich Veränderungen gemessen werden.
Polizei befragt Anwohner
Die Polizei stuft den Einsturz der Carolabrücke in Dresden weiterhin als Unglück ein. Es gebe bislang keinen Verdacht auf eine Straftat, sagte ein Polizeisprecher. Die Ermittler hätten die Brücke noch nicht betreten können. Am Unglücksort sei nach wie vor Gefahrenabwehr das oberste Gebot.
Beamte hätten zwar damit begonnen, Anwohnerinnen und Anwohner zu befragen, ob sie an der Brücke verdächtige Personen beobachtet haben. Daraus habe sich bislang aber keinerlei Anhaltspunkt für eine Straftat ergeben, sagte der Sprecher.
Carolabrücke stürzte um 02.59 Uhr ein
Die Carolabrücke stürzte in der Nacht zum Mittwoch um 2.59 Uhr ein. Diese Zeit zeigt eine Webcam des Verkehrsverbundes VVO an, die den Einsturz aufgezeichnet hat. Die Zeit der Kamera sei korrekt eingestellt gewesen, sagte VVO-Sprecher Christian Schlemper.
Nur knapp zehn Minuten zuvor, gegen 2:50 Uhr, fuhr die letzte Straßenbahn über die Elbebrücke. Auch die Polizei geht davon aus, dass sich der Einsturz ziemlich genau gegen drei Uhr ereignete. Die Feuerwehr war um 3.08 Uhr alarmiert worden.
Die Dresdner Verkehrsbetriebe hatten am Vortag davon gesprochen, dass ihre letzte Bahn 18 Minuten vor dem Unglück die Brücke passiert habe. Tatsächlich war der Zeitraum zwischen Einsturz und letzter Bahn noch knapper. Verletzt wurde bei dem Unglück niemand.
Schiffe dampfen trotzdem
Trotz Brückeneinsturz bleiben die Schiffe der Weißen Flotte weiter auf Tour! Unter dem Motto „Jetzt erst recht“ wurde ein neuer Notfallfahrplan auf die Beine gestellt, der ab Freitag, dem 13. September gilt.
Mehr Informationen dazu gibt es in unserem Artikel "Volle Fahrt voraus! Schiffe fahren trotz Brückeneinsturz".

















