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130 und in Topform: Standseilbahn feiert Jubiläum

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130 Jahre auf dem Buckel und trotzdem noch in Topform – Die Dresdner Standseilbahn feiert Jubiläum

Sie war ihrer Zeit voraus und gilt auch heute noch als das sicherste Verkehrsmittel in Dresden – jährlich befördert sie rund 380.000 Fahrgäste: Am Sonntag feiert die Standseilbahn ihr 130. Jubiläum.

Seit ihrer Eröffnung im Jahr 1895 verbindet die gelbe Dame den Körnerplatz in Loschwitz mit dem höher gelegenen Villenviertel Weißer Hirsch und dem bekannten Restaurant Luisenhof. Trotz ihres hohen Alters gehört die Bahn immer noch zu den technisch bestgepflegten Denkmälern der Stadt.

Ein Wunderwerk der Technik und Geschichte

Als die Bahn 1895 in Betrieb genommen wurde, galt sie als die modernste in ganz Europa. Sie war die erste ihrer Art, die auf ihrer Strecke mehrere Kurven bewältigte. Der Betriebsleiter der Dresdner Bergbahnen, Karsten Lauterbach, ist sichtlich stolz auf die lange Geschichte und die zukunftsweisende Technik. Die Standseilbahn war nicht nur touristisch reizvoll, sondern auch als echte Bereicherung für den ÖPNV konzipiert, da sie eine schnelle Verbindung zum damals wachsenden Erholungsort "Weißer Hirsch" schuf.

Vom Pferdefuhrwerk zum Komfortwagen: Im Laufe der Zeit kamen vier Wagengenerationen zum Einsatz. Die ersten Wagen (1895–1934) waren holzbeplankt und konnten bei Bedarf sogar Pferdefuhrwerke und Güterwagen transportieren. Besonders kurios: Nachts diente die Bahn zudem dem Fäkalientransport vom oben gelegenen Wohngebiet zur Talstation. Aus Rentabilitätsgründen wurde die Güterbeförderung um 1900 eingestellt. Die zweite Generation (ab 1932/1934) war bereits wesentlich größer und bot den Fahrgästen Komfortverbesserungen wie elektrisches Licht und Heizung. Die heutigen Wagen (seit 1994) sind zwar optisch historisierend angelegt, bieten im Inneren aber modernsten Komfort mit breiten Gepäckabteilen für Kinderwagen, Rollstühle und Fahrräder.

So funktioniert die Standseilbahn

Auf einer Strecke von 547 Metern überwindet die Bahn einen beachtlichen Höhenunterschied von 96 Metern. Dabei erreicht sie eine maximale Steigung von 29 Prozent. Die reine Fahrzeit beträgt lediglich viereinhalb Minuten. Die Besonderheit ist der synchronisierte Ablauf: Die zwei Wagen starten gleichzeitig an der Talstation Körnerplatz und der Bergstation Weißer Hirsch und werden über das Zugseil im Gleichgewicht gehalten. In der Mitte der Strecke ermöglicht eine sogenannte Abtsche Weiche das reibungslose Vorbeifahren der Wagen, ohne dass eine Weichenzunge umgestellt oder angehalten werden muss. Die Fahrt beginnt am Körnerplatz mit der Durchfahrt durch den 96 Meter langen Burgbergtunnel und führt anschließend über ein Viadukt und entlang steiler Hänge.

Sicherheit auf den Schienen: Bis heute unschlagbare Bremsen

Was die Standseilbahn trotz ihres Alters so besonders macht, ist ihr wegweisendes Sicherheitskonzept. Die historische Standseilbahn erfüllt höchste Standards, was vor allem am modernen Bremskonzept liegt. Dessen Systeme galten bereits bei Inbetriebnahme als unschlagbar und sind bis heute "Up-to-Date".

Um höchste Sicherheit zu gewährleisten, wird das Stahlseil mehrmals täglich geprüft. Der wichtigste Baustein im Notfallkonzept ist die spezielle Schienenzangenbremse. Im unwahrscheinlichen Fall eines Seilrisses – was in Dresden noch nie passiert ist – wird die Bremse automatisch aktiviert. Sie funktioniert wie ein Schraubstock: Je weiter das Fahrzeug fährt, desto fester pressen sich Bremsbacken an den Schienenkopf, wodurch die Fahrt nach nur etwa drei Metern beendet wird. Die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) sorgen mit regelmäßigen Wartungen und TÜV-Prüfungen dafür, dass die Standseilbahn auch nach 130 Jahren sicher im Einsatz ist.

Der Sicherheitsvergleich: Dresden und Lissabon

Nach einem Unglück in Lissabon kam die Frage auf, ob solch ein Vorfall auch bei uns passieren könnte. Betriebsleiter Karsten Lauterbach nimmt dazu klar Stellung: Das Unglück sei mit der Dresdner Bahn nicht vergleichbar. Die Anlage in Lissabon sei älter und nutze nicht die modernen Bremssystem.. Die dort verwendete historische Technik sei zwar an sich sicher, erfordert aber einen wesentlich höheren Aufwand bei Wartung, Inspektion und Kontrollen. Die Dresdner Bahn ist dank ihrer Technik leichter und sicherer zu betreiben. „Dafür übernehme ich die volle Verantwortung“", so Lauterbach. 

Feierlichkeiten und Ausblick

Die DVB hat die Bahn zum Jubiläum "aufgehübscht" und lädt alle Gäste ein, vorbeizukommen und das besondere Erlebnis zu genießen. Für die nächsten 130 Jahre ist die Bahn damit bestens gerüstet. Radio Dresden wünscht alles Gute zum runden Geburtstag!